Wiesensalbei

Der Wiesensalbei (salvia pratensis)

Auffallend blau leuchtete der Wiesensalbei mit seinen hohen Blütenstengeln inmitten meiner ungenutzten Naturwiese, die nur viermal im Jahr gemäht wird. Da wir das Schnittgras liegenlassen, das von Würmern in den Boden gezogen wird, die Samen aber liegenbleiben, kommt es so zur Aussaat und Ansammlungen verschiedener Wildblütenpflanzen. Der Wiesensalbei, eine mehrjährige Staude, ist bis in die Höhen des Mittelgebirges ansässig und erreicht eine Wuchshöhe von 80 cm. Er bevorzugt nährreichen und kalkhaltigen Boden an sonnigen Standorten, gedeiht aber auch im Tessin im sauren Boden.

Es freute mich ganz besonders, dass rund um meinen neu gewählten Bienenstand gerade so viele Wiesensalbeipflanzen gedeihen und den Bienen zu Nutze sein können. So fiel es mir beim Fotografieren auch nicht schwer, auf Bienenbesuch an den wunderschönen Lippenblüten zu warten. Sie kamen immer wieder und lösten beim Nektarfassen einen besonderen Bestäubungsmechanismus aus. Betritt eine Biene die Blütenunterlippe, kippen, durch das Bienengewicht ausgelöst, zwei Blütenstaubgefässe auf den Bienenrücken nieder. Durch diesen Mechanismus vollzieht sich die Bestäubung. Es faszinierte mich immer wieder aufs Neue dieses Schauspiel zu betrachten!

Obwohl zeitgleich die Akazientracht (Rubinien) die Bienen beschäftigte, so ist doch immer wieder zu beobachten, dass auch noch andere Blüten von Bienen aufgesucht werden. Sie lieben oder benötigen für sich die Vielfalt. Gerade dieses Vorgehen macht die Bienen in der Natur so unentbehrlich.

Der Salbei ist ein Lippenblütler, zugleich eine Heilpflanze, die wir auch in unseren Gärten im Kräuterbeet hegen. Wissenschaftlich gesehen ist der Gartensalbei wirksamer als seine Wildform, aber man kann ohne Bedenken in Speis und Trank auch den Wiesensalbei verwenden.

Sehr vielseitig und hilfreich ist seine heilbringende Anwendung: Er wirkt vorwiegend antibakteriell und adstringierend. Bei Erkältung, Halsentzündung, Husten, Fieber, Verdauungsschwäche, Blähungen, Durchfall, Zahnfleischentzündungen und weiteren Anwendungsgebieten findet er seinen Einsatz. Es sind die Tannine, Gerbsäure, Bitterstoffe, Flavonoide, ätherischen Öle, Kampfer, östrogenartige Stoffe und andere Substanzen mehr, die als seine Inhaltsstoffe im Heilungsprozess wirken.

Aber auch in der Küche sind Salbeiblätter sehr beliebt. Mit Butter leicht geröstet auf gebratene Leber gelegt, sind sie eine Delikatesse sondergleichen. Ebenso eine Schinkensosse an Rahm mit gerösteten Salbeiblättern zu Spaghetti ist eine köstliche Alltagsspeise. Als Tee muss man ihn drei Minuten köcheln lassen, nicht überbrühen, da sonst die ätherischen Öle Magenbrennen verursachen. Um sich vor Erkältung zu schützen, legt man in seine Backentasche ein Salbeiblatt, bis es sich verkrümelt hat. So wartet der Salbei mit unzähligen Rezepten auf seine Wiederentdeckung!

Der Feuersalbei (Salvia splendens)

Durch Zufall ist mir am 27. September 2018 in einer schönen Parkanlage (Duttweilerpark in Rüschlikon bei Zürich) schon von weitem mit seinem leuchtendem Rot der Feuersalbei aufgefallen, eine langblühende Zierpflanze. Seine stattliche Blütenfülle liessen mich innehalten und zeigte mir eine neue Taktik der Bienen, wie sie auf dem schnellsten Wege an den Blütenstaub heran kamen. Immer wieder muss ich darüber staunen, welche Blütenvielfalt in der Natur herrscht und wie die Bienen damit klar kommen. Bei diesen leuchtend roten Lippenblüten, die wie in einer Ähre angeordnet sind, kam der Anflug der Bienen demjenigen eines Kolibris nahe.

Sie liessen sich nicht auf der Blüte nieder, sondern angelten sich die herausstehenden Staubgefässe aus der Luft, streiften sie unter Mithilfe der Mandibeln mit den Vorderbeinen ab, um dann gleich zur nächsten Blüte weiterzufliegen, diesen Vorgang laufend wiederholend. Es gab mehrere Pflanzen dieser Art im Park, sodass es zu einer Tracht wurde und überall beobachtete ich das gleiche Spiel. Interessanterweise waren weit und breit keine anderen Bestäuber anwesend. Da die Narbe und die Staubgefässe gleich lang herausragten, kam es auch so zu einer Bestäubung ohne den Nektar anzugehen.

Zu guter Letzt entdeckte ich doch noch ein Bienchen, dass sich in den Blütenkelch mühsam hineinarbeitete. Es war eine alte, erfahrene Biene, der bereits die pelzige Haartracht fehlte.