Es ist traurig, dass man die Bienen derzeit nicht mehr so halten kann, wie es bis 1970 noch der Fall war. Mein Onkel im Elsass besass ein Bienenhaus und hegte seine Immen noch ohne grosse Sorgen. Ich kann heute nur davon träumen. Was haben wir angerichtet, dass dem nicht mehr so ist.
Bienenhaltung heutzutags
Wenn man die Bienen verstehen und betreuen möchte, muss man an den Ursprung ihrer Existenz zurückgehen. Ihre überwiegenden Wohnstätten waren die Baumhöhlen (siehe Peter Wohlleben’s „Das geheime Leben der Bäume“).
Bienen in Gefahr durch die moderne Landwirtschaft
In meiner mehrjährigen Tätigkeit als Hobbyimkerin habe ich mich intensiv mit dem Kampf gegen die Varroamilbe beschäftigt. Schlussendlich bin ich für mich zu dem Resultat gekommen, dass die Ausbringung der Pestizide, Fungizide und Insektizide in der Landwirtschaft, sowie die chemischen imkerüblichen Behandlungen die Bienen so geschwächt haben, dass sie gegen die Varrose eine minimale Chance haben – ohne greifende Massnahmen der Imker. Giftanreicherungen im Bienenkreislauf bleiben nicht aus und führen dazu auch die genetischen Anlagen in der Vermehrung, sowie der Potenz beider Geschlechter zu verändern. Somit bleibt auch die Königin nicht verschont! Auch die ausbeuterische neuzeitliche Imkerei ist den Bienen nicht förderlich. Bienen wurden aus ihrem ursprünglichen Lebensraum verdrängt und können heute paradoxerweise nicht mehr ohne das Zutun des Imkers überleben. Auf dem Land ist die Biodiversität, bedingt durch den Grossflächenanbau und die Monokultur eindeutig zurückgegangen. Diese zeitgemässe Bewirtschaftung macht es den Bienen unmöglich eine Dauerexistenz im Agrarland zu gewährleisten. Ebenso ist durch die häufigen, daraus resultierenden notwendigen Spritzungen, der Insektenreichtum verschwunden, dass wiederum kein Auskommen für die vielen Vögel gegeben ist und die Vogelpopulation zusehends schwindet. Seit Ewigkeiten habe ich keine Lerche mehr über den eintönigen Feldern von Mais und Raps singen hören. Die Natur ist ein von der Schöpfung ausgeklüngelter Balanceakt, der durch diese Umstände sehr gestört worden ist. Es ist doch grotesk, dass ausgerechnet die Bienenhaltung in der Stadt und im reinen Bergland, heute noch die besten Überlebenschancen den Bienen bieten können.
Rückkehr zu naturnahen und bienengerechten Praktiken
Das Umfeld muss für Honigbienen mit einem vielseitigen, ganzjährigen Blütenangebot in reiner Natur gesucht werden. Ferner ist vom Imker aus für eine bienengerechte Beute zu sorgen. Das bedeutet nicht unbedingt die Zeidlerei, nein, ein Beutensystem, mit offenem Gitterrost-Boden. Innen in der Beute sollten die Wände aus Naturmaterialien bestehen. Die Handhabung der Beute sollte für den Imker praktisch sein und Möglichkeiten zur Erweiterung nach unten und oben. Aufstellung in kleiner Völkerzahl. Schwärme, Fluglinge, Ablegerbildung von gesunden Völkern anstreben. Königinnen regional selber nachziehen lassen, Honig nicht ausbeutend abzweigen, genug für der Bienen-Eigenbedarf zurück lassen. Nicht über Gebühr die Bruträume auseinander nehmen, nicht die Waben vertauschen (die sogenannte Wabenhygiene einhalten). Drohnenschnitt ist in meinen Augen umstritten. Man vermindert die genetische Vielfalt und diktiert den Völkern einen Zwang auf, der so im Urvolk nicht vorgesehen ist.
Das frühzeitige Königinnensterben hat zugenommen und so kann man selten noch zweijährige Königinnen ein gesundes starkes Volk bilden sehen. Das bedingt, dass der Imker jedes Jahr um eine Umweiselung nicht herumkommt, wenn er seine Völker über den Winter bringen will. Solange die Milbe nicht auf natürliche Art bekämpft ist, sollte jedes Volk im Mai einmal geschwärmt haben oder durch den Imker geteilt werden. Dadurch erhält man einen Brutstopp, der den Milben entgegen wirkt. Die zukünftige Imkerei wird vermehrt dieses Verfahren anstreben müssen. Die Zucht zur Schwarmverminderung sehe ich in diesem Sinne als kontraproduktiv. Künstliche Befruchtung der Königin ist absolut inakzeptabel, lebensverachtend und unwürdig! Besser als die Natur es gegeben hat, geht es nicht. Wenn man glaubt damit eine Varroa resistente Biene züchten zu können, wird der Biene damit mehr geschadet, als sich vermuten lässt. Neueste Forschungen haben gezeigt, dass die Säurebehandlungen den Chitinpanzer der Biene aufweichen, sodass die Milbe sich viel leichter durchbeissen kann, als das es ursprünglich der Fall war. Obwohl man glaubt, man eliminiere die Milbe, schafft man damit für sie nur noch bessere Bedingungen zu einer Supermilbe! Ein gründliches Umdenken ist angezeigt und jeder Imker sollte es sich zur Pflicht machen, zurück zur Natur neue Wege zu gehen.
Baumhöhlen als idealer natürlicher Schutzraum
Eine Baumhöhle ist ein abgeschlossener Hohlraum, perfekt isoliert mit dem richtigen Feuchtigkeitsklima und automatischer Luftzirkulation. Der Höhleneingang liegt über dem Brutnest. Die Waben werden am oberen Baumkernholz der Höhle mit Propolis angedockt, welches verhindert, dass der Pilz hier das Holz angreifen kann. Die Waben werden von dort nach unten gebaut und richten sich nach dem gegebenen Raumvolumen. Da es sich vorwiegend um lebende Bäume handelt, ist das Bienenvolk vor Kälte und Hitze gleichermassen geschützt und die, der Bienen genehme Erdstrahlung, ist gewährleistet. Da eintretende kalte Luft fällt, kommt automatisch eine leichte Luftzirkulation in Gang. Durch ventilierende Bienen kann das entsprechend gesteuert werden. Das Gemüll fällt in die Tiefe und wird von Pilzen, Käfern, Mikroorganismen und Bakterien aufgezehrt. So ist es von der Schöpfung her aufs Genaueste ersonnen, geplant und sinnvoll geschaffen worden.
Man könnte unsere Beuten angemessen anpassen:
- Für einen guten Standplatz besorgt sein
- Brutraum wenig stören
- Wabenordnung (siehe Wabenhygiene) einhalten
- Bienenstöcke künftig einzeln oder nur maximal zu dritt aufstellen
- Brutraum nach unten erweitern
- Künstlich befruchtete Königin meiden
- Schwarmverhalten zulassen oder vorher durchVolksteilung ausnützen
- Mehr Honig zur Eigenverpflegung belassen
Dr. Wolfgang Ritter, ein renommierter Bienenforscher hielt einen Vortrag in Salez. Seine Rede ist: “Gehen wir davon aus, was die Bienen wollen und überlegen uns erst dann was der Imker will.” Sein Rückschluss zur heutigen Imkerei mit 40 Jahren Säurebehandlung: “Die Behandlungen wurden in diesen Jahren ständig intensiviert und dennoch braucht es heute eine viel geringere Anzahl Milben in einem Volk, damit es zusammenbricht.“ Fazit: wir haben also eine starke Milbe gezüchtet! Ausführlicher Bericht zu lesen in der Schweizerischen Bienenzeitung 01/2020.
Die heutige Varroabekämpfung
Seit 1980 wurde in Europa die Varroamilbe eingeschleppt und ist seither der Bienenfeind Nummer eins. Sie ist auch Überträgerin von Vieren und Bakterien und setzt den Bienen mit Krankheiten gravierend zu. Seit vierzig Jahren versucht man die Varroa zu vernichten.
Frage: Kann man einen Schädling vernichten, ausrotten? Ist das schon irgendwann und wo geglückt? Ich meine, nein. Sollte man da nicht eine Strategieänderung vornehmen und ersinnen, wie man die Varroa vom Wirt abhalten oder verdrängen kann. Es existiert dazu bereits die Varroa Hyperthermie. Entwickelt wurde sie von Prof. Dr. W. Wimmer. Wahrlich eine ausgeklügelte, an der isolierten Brut angewandte Überhitzungsmethode, die der Varroa unumstritten den Garaus macht. Neu ist seine entwickelte Dublex-Wabentasche, die vielversprechend ist. Beide Methoden finde ich zu aufwendig und störend für das Volk.
Der Bienenforscher Professor Dr. Jürgen Tautz hat in seinem Buch „Phänomen der Honigbiene“ hingegen klar aufgezeigt, dass es Heizerbienen gibt, die zwischen den Brutzellen in einer leeren Zelle vibrierend stecken, und so die umliegenden Larven (ca. 60 Stück) pro Wabenseite um einen Grad mehr beheizen, dass es zu genetischen Veränderungen an diesen höher beheizten Bienen kommt. Dadurch weisen sie andere Qualitäten auf. Nehmen wir einmal an, es bilden sich dadurch Wächterbienen, die nun zu dieser Funktion genetisch ausgestattet sind. Könnte es durch die Hyperthermie plötzlich nur noch Wächterbienen geben, oder nur Ammenbienen! Wo führt also eine allgemeine Überhitzung hin, wird da nicht das ganze Volk genetisch umpolarisiert? Ist der Eingriff bei dieser Betrachtung da noch unbedenklich? Und von dem grossen Stress im isolierten Volk ganz abgesehen! In diesen Bereich fällt auch die neuentwickelte Wabenheizung, die in ihrer Anwendung bei weitem bienenfreundlicher ist, aber trotzdem in meinen Augen ein unnatürlicher Eingriff ins Bienenvolk darstellt.
Behandlungen mit Ameisen-Milch oder Oxalsäuren
Behandlungen mit Ameisen-Milch oder Oxalsäuren werden schon mehr als vierzig Jahre lang angewandt, und schaffen leider immer resistentere Milben. Ist das in der Schöpfung bei den Bienen mit eingeplant worden? Gibt es irgendwo im Bienenleben eine Parallele? Ist es nicht so, dass sogar wir Menschen uns bei der Handhabung mit diesen Säuren dagegen schützen müssen? Wenn es also für uns schädigend ist, warum fügen wir es immer intensiver und immer öfter unseren Bienen zu! Weil es noch immer keine Alternative gibt. Sind nicht schon die Bienen dadurch so geschwächt worden, dass es immer mehr braucht, um der Sachlage Herr zu werden? Da sollte man sich Gedanken machen, dass man den idealen Weg damit noch nicht gefunden hat. Bienenfühler, die die allerfeinsten Düfte, auch das, des Pheromon der Königin wahrnehmen, müssen einen Säuredampf aushalten, vor dem wir uns sogar an freier Luft mit Masken schützen. Daher soll man die Säureanwendungen nur in Massen anwenden und mit richtiger Bienenführung: mehrfacher Drohnenschnitt, Volksteilung, dadurch Brutstop, Wabenableger, Königinnachzucht, Behandlung erst nach der Honigernte. Schwache Völker vereinen, Völker stark einwintern, Räuberei mit kleinem Flugloch entgegen wirken, gute Winterauffütterung.
Torben Schiffer hat den Bücherskorpion wieder entdeckt und fand damit eine biologische, vorläufig noch eine aufwendige Strategie zur Abwehr der Milbe. Da ich selbst einen Versuch mit dem Bücherskorpion durchgeführt habe, musste ich erkennen, dass die Imkerei damit so anspruchsvoll ist, das kaum ein Imker das auf die Dauer durchhält, zumal es nicht auf Anhieb funktioniert. Wenn, wie in früherer Zeit sich Bücherskorpione im Stock einfanden, so war das ein Gütesiegel eines gesunden Bienenvolkes. Alle Bedingungen waren im Gleichgewicht, so wie es in einer Baumhöhle ganz selbstverständlich war, dass Bücherskorpione zu Mitbewohnern wurden. Ich meine, dieser Weg ist aus meiner Sicht kaum durchsetzungsfähig. Es muss eher umgekehrt laufen; wenn sich der Bücherskorpion selber im Bienenstock einfindet, dann ist das ein gesundes Milieu. So sollte es sein.
Anmerkung zu den Säurebehandlungen
Die Idee, mit der Ameisensäure den Milben den Garaus zu machen, lag darin, dass man beobachtet hatte, wie Vögel sich in einen Ameisenhaufen setzten und sich von den Ameisen attakieren liessen. Die Ameisensäure drang in das Vogelblut ein, wodurch die Milben beim Blutschröpfen angewidert vom Wirt abfielen. Die Biene macht diese Kur aber nicht von sich aus!
Früher hatte eine Bienenkönigin Leben und Potenzial von fünf bis sieben Jahren. Heute muss man besorgt dafür sein, dass jeder Schwarm eine neue Königin erhält. Verhindert man den Schwarmtrieb, ersetzt man die Königin im Volk schon sicherheitshalber nach einem Jahr.
Neue Ziele in der Varroabekämpfungs-Forschung durch Sterilmachen der Milbe oder mit krankmachender Pilzbekämpfung, erweisen sich als schwierig und langwierig. Die Forschung tut was sie kann, davon bin ich überzeugt. Sie leistet Grossartiges und hat schon grandiose Details der Welt erschlossen. Neue Hoffnung setzt man auf eine Bienenzucht, die man mit den Bienen kreuzt, welche Strategien entwickelt haben, die sich gegen die Varroa wehren können. Das wird aber auch ein langer Prozess werden! Zumal das nur vor Ort gelingt, nicht bei Verlegung in andere Regionen. Vielleicht wird man einmal dankbar sein, dass es noch Imker gibt, die sich nicht an die strikten Säurebehandlungen halten und doch den Grossteil ihrer Bienenvölker durch den Winter führen. Diese Bienen erstarken und können vermutlich länger leben. Das nennt man derzeit die naturgemässe Bienenhaltung.
Behandlung mit Ätherischen Ölen
Die Milbe steuert alle ihre Funktionen über den Geruch- und Tastsinn, sie hat keine Augen. Hier ist bereits eine Abwehrstrategie entwickelt worden, sodass z.B. die Biene durch diesen Fremdgeruch nicht mehr von der Varroamilbe erkannt wird und so von ihr ablässt. Dazu wurden bis heute die ätherischen Ölprodukte eingesetzt, z.B. Thymovar und Thymol. Jedoch sind die Massnahmen mit diesen chemischen Produkten umstritten, nicht nur weil sich im Wachs Rückstände ansammeln, sondern auch für die Bienen im Stock sich ein störender Dauergeruch ausbreitet. Und doch ist es die mildeste und verträglichste Varroa – Vorbehandlung. Ich habe einen Versuch über zwei Jahre hinweg eine völlig natürliche, ätherische, kostengünstige Anwendung mit “Flod” (Lavendel) entwickelt und angewandt, die die Varroa stark reduzierte, aber ohne Zusatzbehandlung ist sie eben doch nicht wirksam genug. Trotz geringem Milbenfall dezimierten sich im Wintervolk die Bienen immer mehr, bis erst im Januar-Februar die Völker zusammenbrachen.
Der Drohnenschnitt.
Die Varroamilbe bevorzugt die Drohnenbrut, weil sie sich wegen der längeren Brutzeit besser vermehren kann. Hätte man nie das Wabenmass vergrössert, hätten wir heute nicht dieses Ausmass der Varroaplage, denn die heutigen Arbeiterbienenzellen sind so gross, wie im Ursprung es die Drohnenzellen waren. Um nun der Varroa klein bei zu kommen, wird ein extra leerer Wabenrahmen im Frühjahr eingehängt, den die Bienen promt nur mit Drohnenzellen ausbauen. Ehe die Drohnen sich verpuppen, wird die volle Drohnenwabe vernichtet und abermals ein neuer Leerrahmen eingehängt. Das wiederholt sich mehrmals aufs Neue, bis die Schwarmsaison vorbei ist. Wie viel Energie von den Bienen dazu aufgewandt wird und dem Volk verloren geht, davon macht sich der Imker keine Vorstellungen. Bedenkt man, wie wenig Drohenzellen im Normalfall hingegen unten an den Brutwaben im Frühling angebaut werden, fragt man sich doch, ist da der wahre Nutzen wirklich so effizient ? Es wird mit dem Drohnenschnitt dem Bien der freie Entscheid genommen, wie viel Drohnenbrut er überhaupt bereit ist aufzuziehen. Greifen wir mit dem Drohnenschnitt nicht auch der genetischen Vererbung vor? Aber es ist wohl unumstritten, die Varroa reduziert sich dadurch sicher anfangs um die Hälfte.
Das Ecdyson-Hormon
Man ist heute darauf bedacht zahme Völker zu züchten und ich gebe zu, es arbeitet sich wunderbar mit so ruhigen angriffslosen Bienen. Das zeigt aber im Grunde nur ihre Degeneration an. Alle kämpferischen und aggressiven Eigenschaften, die ja zu ihrem eigenen Schutz dienen, werden unterbunden. Somit vermutlich auch die Putz- und volkseigene Milbenbekämpfungsstrategien.
Wir nehmen den Bienen die Arbeit ab, sodass der Imker mit schuldig wird, am Versagen der Resistenzbildung gegen die Varroamilbe. Heute weiss man dank der Forschung, dass die Milbe nur fruchtbar über das Ecdyson-Hormon wird, welches die Bienen-Maden für ihre eigene Verpuppung bilden und die Milbe dieses über den Fettkörper der Biene aufsaugt. Auch die Milbe benötigt dieses Hormon zur Eireifung, kann es aber nicht selber bilden. Die Bienen (-Maden) sind nämlich imstande durch Abschwächung dieser Hormone, die Potenz der Milbe zu schwächen oder gar zu unterbinden, sodass es zu keiner Eireifung und somit zu keinem Milbennachwuchs kommen sollte? Eine Therapie dazu gibt es noch nicht.
Wichtig: Hierzu ist eine neue gangbarere Methode entwickelt worden, indem man den sogenannten Drohnenrahmen nur mit einer halben Mittelwand bestückt. Dann wird oben Arbeiterinnenbrut gezogen und die untere Hälfte mit Drohneubau bestückt. Wenn man vorher den Rahmen mittig mit einem Querstab abgrenzt, kann man nach Verdeckelung jeweils den Drohnenbau bequem ausschneiden. Dieses Verfahren soll viel effektiver greifen. Das Volk verausgabt sich nicht und alle Drohnenbrut kann vernichtet werden!
Königinnenzucht
Will man in der heutigen Zeit als Imker Erfolg haben, kommt man um eine Königinnenzucht nicht herum. Die Methoden sind mannigfaltig. Ich habe es am liebsten, wenn das Volk schwärmt und seine eigene Königin nachzieht. Die übrigen Weiselzellen kann man dann gleich für Ablegervölker verwenden oder auch Ableger mit der dazugehörenden Brutwabe nachziehen, am besten noch vor dem Schwärmen. Das sind die natürlichsten Massnahmen für die Nachfolge von jungen Königinnen. Die professionelle Zucht, wo man mit jüngsten Maden (von maximal drei Tagen) gleich bis zu 40 Weiseltöpfchen oder mehr füllt und sie alle in einem starken Volk, der man die Königin entnahm, aufziehen lässt, ist imkerliche Praxis und geeignet für Grossimkereien. Aber eine Zucht mit künstlich befruchteten Königinnen sollte man lieber überdenken. Für Forschungs -und Laborexperimente mag das angehen, aber für den Verkauf ist das doch eine auf Profit ausgerichtete Bienen verachtende Sache und eine Minderung und Fremdbestimmung der Gene zugleich. Die Natur hat es doch so wunderbar eingerichtet, dass es nie zu einer Inzucht kommen kann, dank der vielfachen Begattung durch diverse Drohnen an einer Königin. Eine Drohne, der es gelungen ist eine Königin zu begatten, vermag nicht bei einer zweiten zu landen, weil sie nach dem Akt den Geschlechtsteil verliert und stirbt. Warum, um alles in der Welt, mischt sich da der Mensch ein und praktiziert eine künstliche Befruchtung zwecks einer für ihn geeigneten Elitezüchtung. Weiss er denn wie gut diese Gene sind, die er auswählt? In der freien Natur schlägt sich nur der Stärkste durch! Wer weiss heute schon, was in Zeiten aus künstlicher Befruchtung an den Bienen wieder entstehen kann?
Was hat der Mensch alles an der Honigbiene verändert?
Gravierend war der Eingriff, als man um 1880 entdeckte, Mittelwände herzustellen. Daran allein ist nichts auszusetzen, aber dass man aus Profitgier die Zellen grösser vorpressen konnte, von 4.9 mm auf 5,4 mm, in der Meinung, grosse Bienen fassen mehr Honig, erbringen höheren Ertrag, ist meines Erachtens der erste Irrweg. Es ist nie erwiesen worden, dass Bienen in Grosszellen wirklich mehr Honig einbringen! Es gibt aber auch die These, dass man noch nicht fähig war, die Matritze genau nach Bienenmass herzustellen. Diese Umgestaltung schwabbte auf ganz Europa über und die Kontinente zogen nach. Erst das Imkerehepaar Lusby aus Arizona hat in heutiger Zeit die Umstellung, auf das ursprüngliche Mass zurückzugehen, wieder ins Leben gerufen (siehe Artikel Kleinzellen). Offenbar mit ziemlich guten Erfolg. Das macht aber nur wirklich Sinn, wenn alle Imker umstellen würden.
Die Kugelbeute, mitentwickelt von Prof. Dr. Jürgen Tautz, ist ein durchdachter Schritt in die richtige Richtung. Er liess sich von der Baumhöhle inspirieren. Jedoch ist es mit dieser neuen Beute eine kostspielige Umstellung und in der imkerlichen Praxis eher etwas umständlich und komplizierter geworden. Honigwaben können nicht mehr für Brutwaben eingesetzt und Brutwaben nicht in andere Beuten umlogiert werden. Aber zurück zum Schutz des Brutraumes mit optimalen Bedingungen, dafür ist sie wunderbar geschaffen. Wenn ein Bienenvolk sich wohl fühlt, hat es weniger Stress und entwickelt eigene Abwehrmechanismen gegen Parasitenbefall und Krankheiten.
Ich habe ganz viele Amateurfilme im Internet angeschaut, wie Bienen, die sich in fremde Höhlen eingenistet haben und dann geborgen wurden. Die Form der Höhle (des Hohlraumes) spielte überhaupt keine Rolle, nur das Raumvolumen musste gross genug für die Ausdehnung eines Volkes sein (nach Prof. Seeley 40 Liter). Die runde Form des Wabennestes wird nur gebildet, wenn der Hohlraum so gross ist, dass die Waben nirgends anecken. Ist es doch logisch, dass der Bauanfang einer Wabe um die ersten Zellen herum geht und das Prinzip verläuft stets so weiter, denn der wachsende Aussenrand gestattet es den Bienen immer mehr Zellen dort anzubauen. Tritt ein Hindernis ein, wird ein Spalt als Passage dazu freigelassen. Es gab Bienennester hinter langen Holzwänden mit breiten, grossen aber nur ein bis zwei Reihen Waben, die dafür um so länger waren. Eines dieser Schwarmvölker befand sich in einer vom Krieg hinterlassenen, durchgerosteten Metalltonne, darin war der Bau gross und rund, aber wiederum ein weiteres Volk unter Dachziegeln und zwischen der Isolation, flach, breit und ausgedehnt. Hinter einem Fensterladen formierte sich der Stock lang und schmal. Würde man den Bienen herz- oder rhomboide Rähmchen vorgeben, sie würden sie entsprechend ausbauen.
Schlusswort
Warum die Bienen aber heute zusätzlich so zu leiden haben, sind die Praktiken mit Pestiziden, Fungiziden, Insektiziden und Antibiotika in der Landwirtschaft schuld. Heisst es doch, dass derzeit die Schweiz am meisten von ganz Europa diese Produkte einsetzt. Ist es da nicht verwunderlich, dass eine Stadtbiene ein besseres Überleben hat, als die Bienen auf dem Land? Zusätzlich verarmt die Landwirtschaft in ihrer Vielfalt und hat den Insekten im Sommer nichts mehr anzubieten. Es gibt zum Glück unter den Biobauern ein Umdenken und Streben nach Biodiversität, aber was nützt es ihnen, wenn der Nachbar Neonikotinoide nur so versprüht! Prof. Randolf Menzel, Berlin, hat erforscht, dass diese Gifte das Hirn der Biene angreift und ihr die Orientierung und die Arbeitslust nimmt. Ferner landen diese Mittel, laut neuesten Forschungsergebnissen, auch im Honig und gelangen so in unseren Körper! Da sie wasserlöslich sind, dringen sie ins Grundwasser, Flüsse, Seen und Meere. Unausdenkbar was für ein Ausmass an Vergiftung daraus werden kann, wenn man dem keinen Riegel schiebt. Als erstes in der Nahrungskette erwischt es das Plankton. Aber auch die damit gebeizten Saatkörner nehmen diese Giftstoffe bis in die äussersten Pflanzenteile auf und wir verzehren dann das damit angereicherte Erntegut!
Was muss erst geschehen, damit dieser Wahnsinn eingedämmt wird?