Im Tessin erregt im Vorfrühling in Gärten und Anlagen der japanische Papierbusch die Aufmerksamkeit der Betrachter. Ein exotischer Duft hat vorher schon die Augen suchend auf ihn richten lassen. Im Volksmund sagt man Winterhortensie, weil die vielen kleinen Röhrenblüten in einem Hort zusammen stehen. Der japanische Papierbusch, auch in China beheimatet, gehört zu der Familie des Seidelbastes (Thymelaeceae) und erreicht eine Wuchshöhe von einem Meter. Wie es den Winterblühern eigen ist, gehen auch hier die Blüten gestaffelt auf und sorgen so im zeitigen Frühjahr mit einer Nahrungsquelle für manche Arten von Insekten und Faltern über einen längeren Zeitraum hinweg. Während der Blütezeit trägt der Busch keine Blätter.
Aus dem Zentrum des Busches bilden sich bodennah die Neutriebe, die sich dann nach oben hin dreiteilig verzweigen (trichotonisch). Das erklärt auch die Bedeutung des asiatischen Namens Mitsumata (dreigabelig). Da jeder Trieb meistens mit drei Trieben endet und die Blütenhorte an jedem Ende blühen, verleiht das dem Papierstrauch eine unglaubliche Blütenfülle.
Die Nutzung der Pflanze hat ihm ihren Namen gegeben: In Japan wird das berühmte Japanpapier aus ihren Ästen hergestellt. Viele Fäden bündeln den hölzernen Aufbau der Aeste, die für die Herstellung von Papier weichgeklopft werden. Es ist unmöglich, für die Vase schnell einmal einen Ast abzubrechen, so zäh ist das Gestänge. Die Wurzeln finden zudem in Japan in der Augenheilkunde ihre Anwendung.
Wenn man bei der Pflege des Busches einige Äste herausschneiden muss, so empfiehlt es sich, diese als Anmachholz zur Ofenfeuerung aufzubewahren, Sie brennen wie Zunder!
Der Papierstrauch ist sehr pflegeleicht, man muss ihm aber genug Platz zur Verfügung stellen. Im Sommer wirkt er als grüner Busch, mit seinen lanzettenartigen Blättern, wie ein ruhiger Pol. Er liebt keine Staunässe, aber einen humusreichen, leicht säuerlichen feuchten Boden.
Auch nördlich der Alpen erweist er sich als winterhart, ist aber noch selten anzutreffen. Nur Hobbygärtner haben ihn bereits für sich entdeckt. Jedoch bieten Grossgärtnereien (Hauenstein) ihn überall zum Verkauf an. Gleich, nachdem ich den Papierbusch zum ersten Mal duftend und optisch wahrgenommen habe, hat mich die Blütenfülle sogleich begeistert, sodass in meinem Anwesen für ihn ein Platz gefunden wurde, wo er sich seit zehn Jahren prächtig entfalten konnte. In seiner Blütezeit ist er ein echter Hingucker und Duftverströmer. Die Insekten und ich möchten ihn nicht mehr missen!