Funktion der Varroamilbe

Wabenerneuerung gegen das Winterbienensterben und Hypothesen zur Bekämpfung der Varrose mit neuen Ansatzpunkten.

Es ist allen bekannt, dass vor mehr als 30 Jahren (in der Schweiz erstmals 1984) die Varroamilbe nach Europa eingeschleppt worden ist und  sie schadet seither unseren Bienenvölkern in steigendem Masse. Die Forschung zu ihrer Bekämpfung hat vieles zu Tage gefördert. So sind wir dank  des Forschungsberichtes  von Gérard Donzé im Jahr 1998 über die Entwicklung und Vermehrung der Milbe genau im Bilde.  Durch ihr Schmarotzertum  schwächt sie nicht nur die Bienen, sondern überträgt auch Bakterien und  Vieren, die grosses Unheil an unseren Bienen bewirken. Heute müssen wir uns leider eingestehen, dass trotz allem Aufwand gegen die Milbe ihr nicht grundlegend beizukommen ist.

(Es leuchten aber Hoffnungslichter am Horizont. Die Forschung ist dabei heraus zu finden wie  die Milbe durch einen Pilzbefall wirksam zu bekämpfen ist, oder aber auch durch Massnahmen, die zur Sterilität der Milbe führen sollen, und  ihr somit den Garaus  machen könnten.)

Der Forscher GèrardDonzé  zeigt deutlich auf:“ Die Fortpflanzung der Milbe erfolgt ausschliesslich in den verschlossenen Brutzellen. Kurz nach der Königin-Eiablage dringen die Milbenweibchen in eine Zelle ein und verharren im Futtersaft, der dann von der aus dem Ei schlüpfenden Made verzehrt wird. Ist diese Anfangsphase vorbei, wird die Made von Bienen gefüttert und die frei gewordene Milbe beisst sich nun an ihrem Fettkörper zwecks Ernährung fest. Dieses Verhalten scheint anfangs zum  Eigenschutz der Milbe vor den brutpflegenden Bienen zu erfolgen. Nach 10 Tagen signalisiert die nun zur Streckmade herangewachse ihren Reifestand mit einem Duft, sodass die Arbeiterbienen den Termin zum Zudeckeln wahrnehmen, aber auch noch weitere Milben zuwandern können.Kurz nach der Verdeckelung  wird sie zur Spinnmade.   Die Milbe hat nun ungestörte 11 Tage Zeit sich zu vermehren und sich an einem Frassloch am Körper der Made zu ernähren.

Neueste Forschungen an der Universität in Maryland von Samuel Ramsey und seinem Team haben herausgefunden und belegt, dass die Varroa-Milbe sich vom Fettgewebe der Biene ernährt, nicht von der Hämolymphe der Blutflüssigkeit der Biene!  Nachzulesen in der Schweizerischen Bienenzeitung 12/2018

Wer Nahrung zu sich nimmt muss sie auch wieder ausscheiden! Aufregend ist hierbei, wie Donzé erforscht hat, dass die Milbe  immer am gleichen Ort ihren Kot ablegt, sodass bis zuletzt ein richtiger Kothaufen entsteht! Auch die heranwachsende Brut geht auf diesen Kothaufen.   Jeder Kot hat eine ätzende Wirkung und die Milbe ist nicht daran interessiert ihren Wirt damit zu schädigen. Auch saugt sie immer am gleichen Frassloch und kann hier ihre krankmachenden Vieren oder Bakterien dierkt an die Biene abgeben. Erst wenn der Chitinpanzer der Bienenpuppe erhärtet ist, beisst sie für sich und die Brut, welche noch nicht über die nötigen Werkzeuge verfügt, ein neues Loch.

Bei der Ablage des Eies benutzt die Milbe eine spezielle Strategie. „Das Ei wird so an die Wabenzellwand geklebt, dass die Bauchseite der darin befindlichen Nymphe zur Zellwand gerichtet ist. Auf diese Weise kann sie sich beim Schlüpfen mit den Beinen an der Wand halten und aus der Eihülle ziehen.” Trotz der steigenden Milbenpopulation in der Zelle, wird die angehende Biene selten getötet, denn die Milbe braucht sie lebend, um auf ihr wieder aus der Zelle heraus zu gelangen.

Wir Imker wissen, dass einer der wichtigsten Funktionen im Bienenstock das Zellenputzen  ist. Jetzt muss also ein beachtlicher Ballen Kot, sofern er nicht an der geborenen Biene haftet, aus den Zellen herausgeholt und abtransportiert werden. Die Jungbiene fängt damit an und reicht ihn weiter. Durch wie viele Bienenmandibeln er wandert, bis er nach Draussen gelangt,  wissen wir nicht, aber bestimmt nicht nur durch die Mandibeln der frisch geschlüpften Bienen.  Als gleichzeitige Ammenbiene geschieht unter Umständen das, dass sie Rückstände vom Kot im Mundorgan gleich an die Maden weiter überträgt. Diese kämen schon sehr früh damit in Kontakt  und werden möglicherweise auf diese Weise von Vieren infisziert.

Tatsache ist, der Kot besteht aus dem von Milben verdautem  Fettgewebe.  Da die Biene den Kot mit den Mundwerkzeugen aufnimmt, könnte sich die Biene daran sensibilisieren und es kann mit der Zeit eine genetische Veränderung eintreten, eine Schwächung.  Ist es unter Umständen das ewige Schröpfen der Bienen und das Verunreinigen durch den Kot, welche ein ganzes Volk sterben oder leer fliegen lässt?

Vermutlich nimmt sie  auch von dem Kot Spuren in ihren Verdauungstrakt auf. Bei der Sommerbiene wirkt sich ein erfolgter Schaden noch nicht so aus, weil  die  Infektionen, die so übertragen wurden, mit der ihr vorgegebenen Lebensdauer Schritt halten. Aber wissen wir, ob die Honigbiene überhaupt noch die Kraft hat, über den Zeitraum von zehn Tagen, Nektar einzutragen? Schrumpfen nicht auch schon im Sommer die Völker? Ferner ist zu beachten, dass es ab Ende Juli schon mit der Brut der Winterbienen einsetzt. Winterbienen verhalten sich anders, sie sind passiver. Sie beteiligen sich nicht an der Brutpflege, weil sich ihre Futtersaftdrüsen zurückbilden. Sie übernehmen auch keine anderen Arbeiten im Bienenstock, auch kein Putzen, sondern konzentrieren sich ganz auf den Pollenkonsum. Die Eiweisse dieser Nahrung speichern sie im Fettkörper und in der Hämolyphe. Das ist für sie wichtig, um den Winter zu überdauern. Das Absaugen vom Fettkörper  durch die Milbe, ist hier besonders schädigend. Es verkürzt die Lebensdauer der Winterbienen und so haben sie keine Möglichkeit den Winter zu überstehen.  Oft sterben sie schon gleichzeitig mit den letzten Sommerbienen und der Imker hat den Verlust zu beklagen. Wer hat nicht schon den starken Totenfall vorm Stock im Spätherbst erlebt und gesehen?

Man sollte sich vergegenwärtigen, dass die Varroamilbe keine Augen, dafür aber einen sehr sensiblen, ausgeprägten Geruchssinn hat. Als Spinnentier hat sie acht Beine, wovon die zwei vorderen weniger zum Laufen geschaffen sind, weil an den Vorderbeinen sich alle Sinne, die eine Milbe benötigt befinden. Tastsinn, Geruchssinn und Orientierungswahrnehmungen des Raumes und der Themperatur.

Man kann die Milbe nicht ausrotten, aber versuchen sie von den Bienen fernzuhalten!

Was wäre nun dagegen zu tun? In jedem Fall sollte der Imker auch dahin tendieren, die  Wabenerneuerung als eine einfache Hilfe durchgreifend zu praktizieren. Wer mit Magazinen arbeitet, die mit gleich grossen Waben im Honig – wie im Brutraum ausgerüstet sind,  hat es leicht den Bienen die leeren, neuen und sauberen Honigwaben anzubieten. Ansonsten hängt man neue Mittelwände ans Brutnest und schiebt die alten Waben immer mehr an den Rand. Es wird empfohlen, die Brutwaben keinesfalls länger als drei Jahre zu behalten.

Meine Erfahrung mit dem Bücherskorpion ging schief. Zum einen muss man die Beute aufwendig umgestalten und zum anderen sind sie mit den Bienen wieder abgezogen, denn die Spalten, die die Bücherskorpione zur Vermehrung brauchen, haben die Bienen alle mit Propolis zugemauert.  Meine Überzeugung ist diese, wenn Bücherskorpione von alleine im Stock anwesend sind, stimmt das Oekosystem und die Bienen fühlen sich wohl. Das gelingt am besten bei der Zeidlerei. Im lebenden Baumstamm stimmt das Klima von Natur aus und dadurch haben Bienen viel weniger Stress, können sich besser putzen, Temperatur und Raumfeuchtigkeit lassen sich leicht regeln, Bakterien, Mikroorganismen, Ameisen und Bücherskorpione sorgen für eine saubere Stube.- Und doch sollte man  wieder wie früher sozial den Bienen gegenüber imkern können, wie es schon die Ägypter verstanden haben, Bienen auf ihre Art zu halten und zu hegen.

Siehe unter Varroa: Varroamilbe-bekämpfen

 

Oelsäureanwendung

Peter Rosenkranz und Bettina Ziegelmann von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität zu Hohenheim Deutschland, haben neue Erkenntnisse zur Varroabekämpfung mit Oelsäure gewonnen. Oelsäure  enthält eine Komponente des Varroa-Sexualpheromons. Sie wenden damit eine direkte Sprühapplikation in die Wabenzellen an. Die Duftstoffe der Oelsäure verwirrt das zuerst geborene Milbenmännchen, das für die Befruchtung nachfolgender Milben verantwortlich ist, in der Zelle dermassen, dass es wild umher tigert und die Tochtermilben kaum zur Begattung auffindet. Somit dezimiert sich die Milbenpopulation auf die Hälfte. Neueste Anwendungspraktik geht dahin, dass die Oelsäure direkt in das Wachs der Mittelwände mit eingeschmolzen wird. Der Nachteil ist leider der, dass das Wachs somit verunreinigt wird. Jedoch wird der Honigraum nicht damit behandelt, sodass man den Wachs nur im Brutraum verunreinigt und entsprechend seine Konsequenzen daraus zieht. Eine offizielle Behandlungsmethode damit ist noch nicht auf dem Markt.

 

Umstellung auf das Kleinzellenmass 4.9mm

Die Umstellung auf das Kleinzellenmass ist sehr wirksam, wenn es einem gelingt die Bienen dazu zu bewegen. Es eignet sich am besten die braune Biene dafür. Wenn man aber zum Vorspuren Kunststoffwaben mit dem Mass 4,9mm anwendet, erlernen es die Bienen sofort und man kann in zweiter oder dritter Bienengeneration die Kunststoffwaben wieder entfernen. Mit dieser Methode gelingt es bei jeder Bienenrasse, auch bei Mischvölkern die Umstellung auf das Kleinzellenmass. Man kann sich  im Internet über den Erwerb von Kunstoffwaben, sowie über Matritzen zu Kleinzellenmittelwänden informieren. Ich habe zudem noch die Beuten isoliert, sodass die Bienen Energie und Zeit gewinnen, die sie in die Volkspflege (Putztrieb) einbringen. Mit der Zeit verringern sich im Volk die Milben, sodass die Völker ohne weitere Behandlung durch den Winter kommen und mit den Milben selber aufräumen.

Nützlinge unter den Milben

Phänomen Milbe. Nicht alle Milben sind Parasiten, es gibt auch Nützlinge unter ihnen. Da kennen wir zum einen die Raubmilbe, die Hühner von der Hühnermilbe befreit, indem sie diese verzehrt.

Den meisten Imkern ist auch bekannt, dass die Erdhummelkönigin im zeitigen Frühjahr am Brustkörper dicht mit Milben besetzt ist. Die Milben sind vor der Winterruhe im Nest auf die Hummelkönigin aufgestiegen und haben mit ihr den Winter überlebt. Das ist auch gut so, denn die Milben krabbeln wieder von der Hummel herunter, sowie sie mit dem Brutnest beginnt. Als „Kommensale“ ernährt sie sich von den Pollenresten in dem Kot der Hummellarven und sorgt somit für eine hygienische Kinderstube. Eine Kommensale ist im Gegensatzt zum Parasiten ein Lebewesen, das sich von den Nahrungsrückständen eines Wirtsorganismus (die Hummelbrut) ernährt, ohne es zu schädigen.

Wie bei den Hummeln wurden auch bei den Wildbienen schon Milben entdeckt, darunter die Nisthilfen beziehenden Arten: die Hahnenfuss- Scherenbiene (Chelostoma florisomne), die Rote Mauerbiene (Osmia rufa) und die gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta). Auch hier haben es die Nutzmilben auf Pollenrückstände abgesehen. Ist hingegen der schützende Kokon einer Larve oder Puppe beschädigt, so können diese auch befallen und geschädigt werden. Im Frühjahr lassen sich die an die Männchen geklammerten Milben bei der Paarung auf das Weibchen übertragen. Diese schleppen die Milben wieder in neue oder in die alten Brutnester ein.

 

Milben an Wildbienen und Hummeln

Bei meinen Beobachtungen „der Frühlingsblumen am Fenster“ ist mir die Holzbiene auf der blauen Hyazinthe begegnet. Das seltene Ereignis, sie bereits so früh im Jahr in der Nordschweiz fotografisch einfangen zu können, beglückte mich. Erstaunen kam bei der Entdeckung auf, dass ihre hellere Farbtönung zwischen Brust- und Hinterteil hervorgerufen wurde durch einen dichten haftenden Milbenbelag.

Nun wollte ich es genau wissen, was das zu bedeuten hat, und fand im Internet eine ausgiebige wissenschaftliche Erklärung von Werner David (mit Studium der Biologie und Chemie, Lehramt am Gymnasium München), die ich hier in Kurzfassung weitergeben möchte.

Die Milbe (Chaetodactylus osmiae): ein Spinnentier mit acht Beinen

Es handelt sich bei dieser Milbe nicht um eine saugende, sondern um eine schmarotzende Milbe, die im Gelege der Wildbienen den Vorrat an Pollen und Nektar verzehrt, der dann der Aufzucht der Wildbienen fehlt. Meistens werden aber die Brutzellen im Überfluss mit Nahrung versorgt.  Nun kann es vorkommen, dass so viele der Milben in der Bruthöhle sich an den jungen geschlüpften Bienen anhaften und mit ihnen aus dem Brutgang herauskommen, dass die Biene durch die Last flugunfähig wird und somit verhungert. Es gibt Bienenkörper, die über und über in mehreren Schichten von Milben bedeckt sind. Man schätzt, dass in so einem Fall es sich um mehr als tausend Spinnentiere handelt. Mit dem Tod der Biene gehen auch alle aufsitzenden Milben ein. Damit sind aber die Milben nicht aus der Welt, mitnichten! Der Milbenbesatz, der an meiner beobachteten Holzbiene sass, krabbelt, falls er sich auf einem Männchen befindet, bei der Paarung auf das Weibchen über und lässt sich direkt in die nächste Brutröhre transportieren, wo er sich fallen lässt und  seinen Vermehrungszyklus beginnt.

Direkter Reproduktionszyklus

Lassen wir Werner David hier zu Wort kommen: „Die Entwicklung der Milben ist äusserst komplex und besteht aus zwei verschiedenen Reproduktionszyklen, einen direkten und einen indirekten. Der direkte Entwicklungszyklus läuft unter normalen Bedingungen ab, solange noch ausreichend Pollen, Nektar und Feuchtigkeit in den Zellen vorhanden sind. Der komplette Zyklus kann bis zu zehn Mal in einer einzigen Saison ablaufen und führt zu einer starken Vermehrung der Milben.“

Indirekter Entwicklungszyklus

„Dieser Zyklus setzt ein, wenn sich die Nahrung in der Zelle dem Ende nähert. Typisch für das sogenannte Hypopopus- Stadium ist das komplette Fehlen einer Mundöffnung und Mundwerkzeugen. Hingegen haben sie gute Klammerorgane an den Beinen mit denen sie sich an den schlüpfenden Bienen festhalten können. Die Milbenlarven sind daher nicht in der Lage Nahrung aufzunehmen und müssen von ihren körpereigenen Vorräten zehren. In diesem sehr widerstandsfähigen Stadium findet auch die Überwinterung statt. Die Milben im Hypopopus-Stadium bleiben in der Nisthilfe zurück und sind dort mehrere Jahre lang überlebensfähig. Erst wenn wieder Nahrung zur Verfügung steht, läuft die Entwicklung weiter. Diese Variante ist sozusagen die eiserne Reserve, die auch dann überlebt, falls alle Milben ausserhalb des Nistganges zugrunde gehen sollten. Sobald wieder Nahrung zur Verfügung steht, entwickeln sich die Milbenlarven zu adulten Weibchen und der Zyklus kann von Neuem beginnen.“

Fazit

Es liegt nahe, dass die Nisthilfen, die heute überall zur Rettung der Wildbienen propagiert werden, die Milbenpopulation fördern und somit den Wildbienen einen Bärendienst erweisen. In der Natur suchen sich Wildbienen mehrheitlich immer neue Nistplätze, sodass Milben nur eine geringe Chance haben, aus ihrem Hypopopus-Stadium eine neue Population aufzubauen, es sei denn, man errichtet jedes Jahr ein neues Bienenhotel. Aber wie man beobachten kann, bleiben die Nisthilfen erhalten und altern vor sich hin – und mit ihnen die Schädlinge.

Anmerkung: Es lohnt sich diese Internetseite mit den eindrucksvollen Bildern anzuschauen!
https://www.naturgartenfreude.de/wildbienen/parasiten/milben/

gehörnte Mauerbiene mit Nutzmilben

Hummelkönigin mit Milben