Die strahlende, nimmermüde Herbstaster ist ein Rendezvousplatz für zahlreiche Blütengäste.
Meine erste Hochaster bekam ich durch eine Rettungsaktion. Ein Haus wurde niedergerissen, um einem Neubau Platz zu machen und da hatte der Bagger in Strassennähe eine Aster stehen gelassen, die mich tagelang in ihren Bann schlug. Schliesslich hatte ich den Mut, nahm eine kleine Gartenschaufel mit und rettete somit die Staude vor dem Untergang. Seither sind sicher mehr als dreissig Jahre vergangen und noch ist mir die Staude erhalten geblieben. Es gesellten sich im Laufe der Zeit weitere ihrer Art dazu.
Früher hielt ich im Garten Blumen, um Sträusse binden und verschenken zu können, aber auch, um meine Stube zu schmücken. Seit ich aber zu imkern angefangen habe, sind Blumen meiner Gärten (ZH und TI) in trachtarmen Zeiten nur den Bienen und Insekten vorbehalten.
Astern sind ursprünglich in Kanada und Nordamerika heimisch. Als Staude gehören sie der Pflanzengattung der Korbblütler an und haben es auf 180 Arten gebracht. Sie erreichen eine Wuchshöhe von 25- 200 cm. In Weiss, Lavendel, Rosa, Rot und Violett begeistern ihre reichen Blüten den Betrachter. Die beste Art der Vermehrung geschieht alle drei bis vier Jahre durch Teilung des Wurzelstockes. Die hohen Stauden benötigen ein Zusammenbinden um einen Stock herum.
Die Astern haben mich nun erneut in ihren Bann gezogen. Gross und üppig blühen sie. Wenn die Sonne ihr mildes Herbstlicht auf sie richtet, öffnen sich erneut die Blüten, die sich gegen die Nachtfeuchte mit Schliessen geschützt haben. Es ist, als ob sie sich dann ganz der Insektenwelt zuwenden möchten, und für jeden Besucher stets etwas zur Gaumenfreude bereithalten.
So lenkte ich nun täglich meine Aufmerksamkeit auf das Blütenwunder mit seinen Gästen über den Zeitraum von mehreren Wochen hindurch. Die ersten Blüten öffneten sich Ende August und die letzten Knospen werden sich noch beim Gartenabraum im Oktober öffnen. Ich markierte mir zwei aufgehende Knospen mit einem Faden und konnte so beobachten, dass sie je nach Wetter 6-8 Tage lang von Bienen angeflogen werden können, weil das Körbchen stets noch mit gelben Kleinstblüten lockt. Auch zählte ich die Besucher pro Minute. Da konnte es geschehen, dass mindestens drei Gäste pro Minute auf der Blüte Nahrung fanden und sie übermittelten mir deutlich den Eindruck, dass sie dabei nicht leer ausgegangen waren. Öfter flogen Bienen eine schon besetzte Blüte an und scheuten sich nicht diesen Gast zu vertreiben, mehrmals aber teilten sie sich den Blütenboden ganz friedlich nebeneinander. Am meisten Trubel herrschte in den Mittagsstunden von 11-16h.
Meine Schlussfolgerung geht dahin, dass die Aster fähig ist über 6 Wochen hinweg den Insekten dienlich zu sein. Ferner gibt es hier wohl keine elektrischen Signale, die einen leeren Tank anzeigen. Faszinierend ist auch, dass sich die Blüten am Abend schliessen, damit Nachtfalter nichts vom Angebot erhaschen. Es will mir auch scheinen, als ob die Astern herhalten müssten, den Winterbienen einen Lehr-und Uebungsplatz zu liefern, damit die adulten Sommerbienen ihnen vordemonstrieren können, wie man Nahrung heranschafft und sie somit auf das Frühjahr vorbereitet.
Im Tessin konnte man eine grösser Vielfalt von nektarsammelnden Insekten beobachten, als es in Zürich der Fall war. Das mag an den verschiedenen Klimazonen liegen. Jedenfalls hat die Natur mit der Aster noch einmal besondere Möglichkeiten geschaffen, der Vielfalt der letzten Insekten im Jahr etwas anzubieten. Da wäre es doch schön, jeder Gartenbesitzer würde mit einem Standort für Astern dazu beitragen die Insektenwelt zu unterstützen, gleichzeitig vermag er Zeuge zu werden von einem faszinierenden Schauspiel der Nutzniesser.