Wabenhygiene

Brutraumklima und Wabenaufbau – der Natur über die Schulter geschaut

Der Brutraum ist der Sitz des Bien und im Zentrum waltet mit dem Volksaufbau die Königin. Für den Imker sollte es ein Gebot sein, dieses Kernstück so wenig wie möglich zu stören! Daher wende man die Kippkontrolle nach Dr. Pia Aumeier an.

Durch die Magazinimkerei ist es ja so leicht geworden, schnell einmal von oben einen Blick in den Stock zu werfen, um dem munteren Treiben des Volkes in seinem interessanten Aufbau, in seiner Tätigkeit und Ausbreitung zu zu schauen.

Im Frühjahr richtet sich der erste Einblick auf die Volkskontrolle. Als Imker weiss man, dass dazu ein warmer Frühlingstag von mindestens 15 Grad benötigt wird. Da der säuselnde Frühlingswind die Waben aber zusätzlich kühlt, wären 20 Grad in der Mittagswärme entschieden besser geeignet. Hat sich ein Volk bis dahin schon stark entwickelt, deckt es mit Arbeiterinnen die Brut isolierend ab, der Temperaturschock wirkt sich nicht so stark aus. Der fachmännische Blick auf die Königin, die Futterreserve, Volksstärke und neue Brut sollte kurz gefasst werden. Laut Dr. Pia Aumeier können die Bienen auch eine kurze Öffnung im Winter kompensieren.

Die Bienen, die auf den Waben sitzen, koppeln ihre Flügel aus, um mit Vibrationen ihre Körperwärme bäuchlings auf die darunter liegende Brut im Puppenstadium abzugeben. Dazu verbrennen sie aber viel Energie und benötigen jeweils von dem Depot der eingelagerten Nahrung. Ebenfalls müssen die Heizerbienen in den leeren Zellen zwischen der Brut auch intensiv vibrieren, denn hier wird die Temperatur noch um einen Grad erhöht, damit sich die in den anliegenden Zellen entstehenden Bienen genetisch andere Fähigkeiten erwerben können, als es bei den gewöhnlichen Arbeiterbienen der Fall ist (Prof. Dr. Jürgen Tautz). Somit löst jedes Öffnen Stress aus und setzt das Volk unter Druck, was aber ein gesundes Volk gut verkraftet.

Um aber ein ruhiges und sanftmütiges Volk zu erhalten, sollte man ihm soviel Stress wie möglich ersparen. Die erforschte Regel, nie die Reihenfolge der Wabenanordnung durcheinander zu bringen, ist dazu ein ganz wichtiges Kriterium. Warum das denn, wird sich so mancher Imker fragen?

Es ist dem Betrachter, der eine leere Wabe gegen die Sonne hält vielleicht aufgefallen, dass sich am Boden jeder Zelle ein Y abzeichnet. Dies ist der Grundriss der Zelle von der gegenüberliegenden Wabenseite. Die Zellen beider Seiten sind aber nicht deckungsgleich, sondern versetzt. Das gibt dem Ganzen eine grössere Stabilität und eine Biene kann sich keinen Ausgang zur Gegenseite verschaffen. Nun ist es doch so, dass der Aufbau jeder Wabenwohnstätte mit einer Wabe in der Mitte beginnt, und von dort nach beiden Seiten lamellenartig weitere Waben im adäquaten Abstand erbaut werden. Kluge Imker haben herausgefunden, dass dieser Aufbau von der Mitte spiegelbildlich errichtet wird, was sich an diesem Y-Grundriss erkennen lässt. Das Y von der Gegenseite betrachtet erscheint anders herum, und zwar auf dem Kopf. Studiert man die grafische Darstellung unten genau, erkennt der Leser, wie es sich damit tatsächlich verhält. Es ist erwiesen, dass Völker durch die Einhaltung der Wabenanordnung weniger stechfreudig sind und sich viel ruhiger verhalten, weil man ihnen den Stress erspart, der bei der Wiederherstellung der zerstörten Wohnstätte auftritt.

Man kann die Wabenordnung auch am Rähmchen bezeichnen, aber ich halte das für unpraktisch. Manchmal gilt es eine Wabe auszuwechseln und dann stimmt die Bezeichnung nicht mehr. Es empfiehlt sich bei der Durchsicht der Wabenreihe sich gut zu konzentrieren, um alles wieder an den richtigen Platz zu bringen. Die Bienen werden es uns mit Sanftmut danken.

Was ist ein Bienenbart? Für gewöhnlich gehen alle Bienen in den späten Abendstunden zurück in den Stock. Sie können aktiv sein oder aber auch faul und schlafend. Wenn es im Sommer zu heiss ist und Tropennächte anstehen, müssen überzählige Bienen im Stock Platz schaffen, um die kühlende Luftzirkulation zwischen den Wabengassen nicht zu blockieren. Deswegen verlassen sie ihren Hort und halten sich in aller nächster Nähe auf, eben vor dem Flugloch und bilden dort eine Traube, den sogenannten Bienenbart. Mit dieser Reaktion setzen sich die Bienen einer Gefahr aus. In einer Baumhöhle, die gross genug ist, geschieht das nicht. Ein Bienenbart ist ein Imkerfehler! Hier kann man mit Erweiterung der Beute Abhilfe schaffen. Laut Pia Aumeier lässt man den Gitterboden offen, ja sie meinte sogar auch über den Winter hindurch. Die Bienen heizen nur die Bienentraube, nicht aber die ganze Beute auf! – Ich werde aber die kalten Wintermonate das Bodenbrett einschieben. Bei einer Kontrolle erkennt man darauf gleich den Sitz und die Stärke des Volkes. Ameisen, Milben und sonstiges Getier sind im Winter im Gemüll nicht aktiv.

Ein guter Imker hat sich zum Ziel gesetzt, Bienen sollten immer auf sauberen Neuwaben leben. Er ist jährlich besorgt, die dunklen Waben auszuwechseln. Laut Dr. Pia Aumeier setzt man nach der Honiggewinnung den mit leeren Waben bestückten Honigraum unter den besetzten Brutraum und entfernt die alte ausgediente Brutbeute zur Wabenerneuerung. Man überwintert damit wieder das Volk auf zwei Zargen.