Einst verliebte ich mich im Gartencenter in eine gelbe Blume, die mich anstrahlte und zu einer Zeit blühte, wo mein Garten vom Frühling zum Sommer im Umbruch stand. Es war das Mädchenauge (Coreopsis), treffender konnte der Name nicht sein. Sie gehört zu den Stauden und Korbblütlern (Asteraceae). Die Pflanze ist mehrjährig und hat eine Blühdauer von drei bis vier Wochen. Nach dem Rückschnitt schafft sie es noch zu einer zweiten Blütezeit. Sie ist sehr buschig und krautig, gedeiht bis zu 60cm hoch. Weil immer wieder Knospen aufgehen und die schon offenen Blüten lange herhalten, ist das Mädchenauge besonders für die Insektenwelt attraktiv und bietet eine gute Tracht. Mit dieser einzigen Pflanze erlebte ich mein wahres Wunder. Ich pflanzte sie unter Rhododendren, die in einem grossen Wiesenhang wachsen. Nicht immer komme ich dazu, den grossen Garten akkurat zu halten, und so ging der Rückschnitt am Mädchenauge einmal vergessen. Im darauffolgenden Jahr war ich überrascht: Auf einmal war da plötzlich ein gelber Fleck von mehreren Mädchenaugen im Rhododendrenhang zu sehen! So vermehrte sich diese Blume in der Hangwiese von Jahr zu Jahr mehr und gibt heute für viele Insekten eine Tracht ab. Ja, ich muss sie sogar in Schach halten und einen Teil vorzeitig mähen, denn sonst verdrängt sie die selteneren Wiesenblumen. Grosses Vergnügen bereitet es mir jedesmal im Vorübergehen, die Vielzahl der Insekten zu beobachten, die vom Mädchenauge profitieren. Es ist ein Kommen und Gehen. Ist die Blütezeit vorbei, reifen die Samen schnell heran und dann kommen die Distelfinken in den Morgenstunden und des Abends in Gruppen angeflogen und tun sich daran gütlich. Dieser natürliche Kreislauf vom Nutzen einer Pflanze begeistert und beglückt mich immer wieder aufs Neue.