Wachsmotte

Eine böse Überraschung

Wir Imker sind es gewohnt bei unseren Bienenstöcken Kontrollgänge vorzunehmen und durch die Beobachtung am Flugbrett erste Informationen über den Zustand der Bienen zu erhalten. Auch ein Blick rundum kann Hinweise auf die Verfassung eines Volkes liefern.

Mir widerfuhr eine böse Überraschung: Bei einem Kontrollgang am 10. September entdeckte ich viel Gemüll unter der Beute. Darum entfernte ich das Varroakontrollbrett, das sich fast nicht herausziehen liess, denn es war ebenso voll mit Gemüll. Was war da in der Beute los, herrschte da etwa ein solcher Brutandrang? Aber die Flugbewegung der Bienen am Eingang war eher unauffällig.

Sofort musste ich mir Klarheit verschaffen. Beim Öffnen der Beute warf ich einen Blick durch die Klarsichtfolie und bemerkte ein unruhiges Gewusel der Bienen und, oh Schreck, eine Wachsmotte, die einen Ausgang zur Flucht suchte.

Mir schwante nun gar nichts Gutes mehr. Mit dem Smoker gab ich Rauch unter die Folie, aber mit wenig Erfolg. Nur zögerlich zogen die Bienen sich zurück. Beim Entfernen der Folie gab es ein grosses Auffliegen der Bienen, auch die Motte nutzte die Gelegenheit der Stunde. Plötzlich kam auch noch eine Made nach oben gekrochen! Jetzt wusste ich was los war. Aber das Resultat war noch viel ärgerlicher als angenommen. Bisher begegneten mir nur selten im Gemüll des Varroa-Kontrollbrettes versponnene Wachsmotten, aber dieser Anblick, der sich jetzt da meinen Augen bot, war schockierend! Fünf Waben, von Gespinnst verklebt und verwoben, mussten sogar auseinander gezerrt werden. Reichlich fanden die Maden der grossen Wachsmotte Nahrung in den eingestampften Pollenreseven. Wieso, fragte ich mich, liefen die Bienen immer noch auf den Waben herum, wieso waren sie der Motte nicht Herr geworden? Ich schaute das ganze Volk durch und entfernte Wabe um Wabe, um sie gleich in eine Kiste zu stecken. Die Bienen darauf streifte ich mit der Feder ab.

Es gab keine Brut, es gab keine Königin. Es war ein armseliges weiselloses Volk ohne nunmehr Futterreserven, jedoch noch zahlreich an Bienen. Verloren liefen sie im Stock umher, ohne Struktur und Führung, zur Selbstaufgabe verurteilt. Das hatte sich die grosse Wachsmotte zu Nutze gemacht.

Ich war traurig um mein Volk, aber zugleich voller Bewunderung über die Natur, die gleich mit der Aufräumarbeit begonnen hatte, noch ehe die Bienen verschwunden waren. Schnell ging sie zu Werke, sehr schnell und effizient.

Durch Unkenntnis habe ich die ersten Anzeichen nicht erkannt, ich hielt die Anfänge des Gemülles auf der Unterlage für eine starke Winterbruttätigkeit, zumal ich nur unbedeutende Mengen Madenkot erkannte.

Nun, der Wachsmotte ging es bald an den Kragen. Ich holte meinen Wachsschmelzer hervor und die Sonne des Südens (Tessin) tat ganze Arbeit.

Das weisellose Volk konnte ich erfolgreich mit einem Jungvolk vereinen, dessen Magazin ich an den angestammten Platz des weisellosen Volkes stellte. Sie haben sich dann allein innert zwei Stunden zusammen gefunden. So war der Verlust zu verschmerzen und ich habe viel hinzu gelernt.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Bienengemüll auf der Unterlage die Wachsmotte anlockt und sie ihre Eier dort hinein legt. Die schlüpfenden Maden gelangen dann durch das Gitter und nisten sich in unbewachte Waben ein. Somit wirkt das Varroagitter kontraproduktiv für die Bienen aber zum Nutzen der Wachsmotte. Mit boden-geschlossenen Bienenkästen haben die Bienen besseren Schutz gegen die Wachsmotte. Zum Beispiel den Schweizer Hinterbehandlungskasten oder die alten Langstrothmodelle.

Aufpassen!

Wenn man ein junges Volk anlegt, sei es als Flugling, Kunstschwarm, eingefangener Schwarm oder andere Jungvolkbildung, so statte man es nicht mit Leerwaben oder aufbewahrten leeren Honigwaben aus. Man verwende neue Mittelwände, frische Honigwaben oder auch eine Brutwabe aus einem gesunden Volk. Man bestückt es nicht mit mehr als 3-5 Rähmchen. Der Grund ist der, Altwaben können Eier der Wachsmotte enthalten und da das Jung-Volk noch nicht gut durchorganisiert ist, werden Schädlinge im Stock und auf den unbewohnten Waben nicht gleich erkannt. Dann hat man schnell ein Mottendesaster. Zu viele Mittelwände können auch nicht überwacht noch bebaut werden. Wie es die Natur vorgibt; der Bienenmasse muss die Wabenausstattung des neuen Volkes angepasst werden.

Fehler!

Ich bildete bei der Honigernte einen Kunstschwarm mit Königinzusetzer und musste zum gleichen Zeitpunkt ein weiselloses Volk auflösen. Da es noch zwei halbbesetzte Brutwaben aufwies, gab ich sie dem Kunstschwarm zum Start bei. Die anstehende Volkskontrolle ergab, dass die Brutwaben des aufgelösten Volkes nun im Jungvolk grosse Löcher und Hohlräume aufwiesen. Hier war offenbar die Wachsmotte vorhanden gewesen und wurde von den Bienen ausgeräumt. So eine Brutwabe ist kein schöner Anblick! Im Gemüll waren dann auch viele Wachsmottenmaden in allen Stadien. Ohne Kontrolle wäre das Volk bald mit Motten überflutet worden. Jetzt habe ich meinen Fehler erkannt. Einem schwachen Volk, das aufgelöst wurde, sollte man die Restbrut nicht zur Rettung entnehmen und in ein anderes Volk einhängen. Da die Königin fehlte, ist die ganze Organisation und das Putzverhalten im Restvolk nicht mehr gewährleistet. Die Wachsmotte schleicht sich dann schnell ein und nimmt überhand.