Bienen-Nesträuberei

Räuberei unter Bienenvölkern

Das Bienenjahr 2019 geht seinem Ende entgegen und hat mir zu guter Letzt noch viel Kummer bereitet. Von fünf Bienenstöcken im Tessin wurden vier ausgeraubt. Was ist geschehen?

Es sind viele Faktoren die da zusammen kamen. Alle Völker hatten etwas gemeinsam.
Sie waren mit zweijährigen Königinen gehalten. Das ist heute nicht mehr möglich.
Alle Völker sind  in diesem Jahr nicht geteilt worden und schwärmten nicht. Das ist ein imkerlicher Fehler, der auf mich zurückfällt. Auf diese Weise fand keine Umweiselung noch ein Brutstop statt, beweist aber auch, dass heute keine Königin mehr alt werden und nicht über Jahre hinaus ihr Volk führen kann!
Die Völker waren optimal in ihrer Stärke durch den letztjährigen Winter gekommen und der Honigertrag war gut gewesen. Am Ende der Saison im zweiten Jahr sind zweijährige Königinnen ausgelaugt.  Bei der letzten Futterkontrolle im September schien alles noch in Ordnung zu sein, leider habe ich dabei keine Königinkontrolle durchgeführt. Mein zweiter imkerlicher Fehler! So habe ich es wohl versäumt die bereits eingetretene Weisellosigkeit zu erkennen. Es war mir aber aufgefallen, dass die Brutflächen am Auslaufen waren, kein Gelege war mehr vorhanden. Drei Wochen später, beim Oeffnen des Magazins, flogen etwelche Bienen auf, schienen unrastig und waren stechfreudig. Zu dem Zeitpunkt waren leider die betroffenen Völker schon erledigt. Bei der letzten Kontrolle mussten sie schon vor sich hin geserbelt haben, wobei die letzte schlüpfende Winterbrut in einem unorganisierten Staat orientierungslos war. Die jungen Bienen wuseln dann ohne Aufgabe auf den Waben herum. Das angebotene Futter wird nicht mehr richtig eingelagert. Die ganze Steuerung, der Zusammenhalt im Volk ist verschwunden. So konnte dann der Zerfall des Volkes nur noch gewiss sein,  denn stockfremde Sammelbienen entdeckten eher als ich ihre Chance hier zu rauben. Das Flugloch, obwohl bereits eingeengt, wird nur halbherzig verteidigt und dreiste fremde Bienen gelangten zuerst ins Innere. Um die Mittagsstunde ist dann ein auffälliges Treiben von vielen Bienen vor dem Stock zu erkennen.  Der Imker ahnt aber nichts Gutes und beobachtet, dass  Bienen in grosser Zahl hinein fliegen und keine herauskommen. Auch ist das Ansitzen vieler Bienen an der Kastenfront ein Hinweis, dass fremde Bienen sich erst orientieren müssen, sogar vereinzelte Wespen gelangen ohne Abwehr ins Flugloch.
Ein Kontrollblick ins Innere der Beuten zeigte das ganze Desaster, vorher wird noch kritisch das Magazin angehoben, es war leicht geworden. Bei den Völkern in der Wiese, lässt sich der Boden rund um den Stock nicht kontrollieren. Ein weiteres Volk stand auf einer Steinplattenterrasse, dort erkannte man bereits das ganze Ausmass der Räuberei. Ueberall lagen Wachskrümel am Boden verstreut. Im Innern ist ein unglaubliches Wuseln der räubernden Bienen am Werke. Sie wirken gehetzt, werden auch bekämpft und attackiert. Es war ein rabiates Vorgehen mit Beissen und Drängen unter den Räubern und den restlichen ansässigen hilflosen Bienen. Und mitunter leckten unangefochten einige Wespen Süsses auf.
Beim Durchsehen der Waben, waren bereits die Futterreserven ausgeraubt, aber das Bienenbrot in seiner festen Konsistenz unangetastet. Die Wachsmotte hatte freie Bahn und entwickelte ihr Gespinst, in dem sich auch mal ein Bienchen oder sogar eine Wespe verfing. Es war ein Getue im Stock, wie bei einer Revolution, wenn Menschen ein Warenhaus erstürmen, ausrauben und zertrümmern. Genau so rücksichtslos und respektlos ging es hier zu und her. Um mich herum flogen ertappte und aufgeschreckte Bienen in grosser Zahl. Eine unglaubliche Dynamik umwirbelte mich, ähnlich der eines ausfliegenden Schwarmes. Das Getue zieht sich bis in die Abendstunden hinein und geht am nächsten Tag wieder los. Ich hatte das Empfinden, dass fremde Bienen auch in der Beute übernachteten. Der Beutenboden war mit toten Bienen, einer Schicht von hellen und dunklen Wachskrümeln und schwarzen Koteiern der Wachsmotte übersät. Manche Waben waren bis zur Mittelwand aufgerissen. Merkwürdiger weise roch das alte angenagte Wabennest noch angenehm nach Honig. Aber welch Wehmut durchströmt dabei den Imker, so einen tragischen Verlust zu akzeptieren und schon an die bevorstehende kräfteraubende Aufräumarbeit zu denken. Man darf angesichts dieses Geschehens nicht mutlos werden. Ein Neuanfang bietet  bessere Möglichkeiten und die gemachte Erfahrung, ist die beste Lehre.

Wunderwerk Naturordnung

Wenn man es vermag alles aus einer inneren Distanz zu überdenken, welch atemberaubendes Szenario sich hier abgespielt hatte, so kann man nicht umhin eine gewisse Ordnung der Natur zu bewundern. Nichts geht im Grunde verloren. Der eingetragene Honig wird weggetragen und dient vielleicht einem Volk zum Überleben, das Wachs wird durch sich stark vermehrende Motten beseitigt und Platz geschaffen, damit im nächsten Jahr wieder ein Volk einen Unterschlupf findet. Auch die Wespen, es wird sich ausschliesslich um Königinnen handeln, können noch Reserven anlegen um zu überwintern. Ameisen werden, wenn man sie lässt, zum Schluss wohl noch das Gemüll entfernen. Auch Kellerasseln können sich noch einfinden und Mikroorganismen und Schimmelpilze finden im Gemüll guten Nährboden . Der Imker aber wird alles sauber wieder herrichten, um im nächsten Frühjahr mit neuem Elan einen Schwarm einzulogieren. Vorerst aber schliesst er das Einflugsloch, um dem Treiben ein Ende zu bereiten!

Meine Lehren daraus sind folgende:

1. Nie eine Königin überaltern lassen, selbst in der Natur erneuert sich die Königin durch das Schwärmen jedes Jahr! Tut sie es nicht wie bei mir, sollte man bei schönen Brutflächen in der Hochsaison das Volk weisellos machen, damit eine Königin nachgezogen wird.
2. Rechtzeitig auch das Schwarmvolk nach der ersten grossflächigen Eiablage der alten Königin weisellos machen.
Imkerpraxis ist es auch, gleich dem Schwarm eine neue Königin beizusetzen. Ich warte lieber ab, bis sich der Schwarm richtig gefestigt hat.
Ob man Königinnen dazu kauft oder selbst nachziehen lassen möchte, bleibt des Imkers persönliche Entscheidung.
3. Ohne Jungvölker keinen Stand halten!

Meine Überzeugung ist, dass fremde Bienen im weiten Umkreis von meinem Stand die Stöcke durch Orientierungsflüge bereits durch ausschwärmende Kundschafter kennen, um möglichst schnell eine Weisellosigkeit zu erschnüffeln, damit sie dann rechtzeitig zur Stelle sind. Der Verflug der Bienen in fremde Stöcke ist uns ja im Herbst besonders  durch die Wiedereinschleppung der Varroamilbe zufliegender Bienen bekannt.

Dr. Robert Sieber, eine allseits bekannte Imkerkapazität schrieb mir dazu folgende Zeilen:

<Ihre Erfahrung mit den als Folge von Königinnenverlusten ausgeräuberten Völkern, kann ich aus eigener Erfahrung durchaus bestätigen. Auch die Statistik der gesamtschweizerischen Winterverluste zeigt, dass Völkerverluste als Folge von Königinnenproblemen oftmals gleich häufig sind, wie solche von Milbenproblemen. Man darf vielleicht in diesem Zusammenhang mutmassen, warum Königinnen schon in jungen Jahren absterben.

Vor einiger Zeit habe ich an einer APIMONDIA einen Vortrag gehört, bei welchem der Studienautor Königinnen mit Neonicotinoiden, respektive einer Kontrollsubstanz behandelt hat. Bei der Nx-Gruppe waren die Spermien in den Oozyten der Königinnen am Ende der Behandlung deutlich weniger vital, als bei denen in der Kontrollgruppe. Offenbar ist es so, dass die Bienen dies bei ihrer Königin erkennen und sie dann umbringen oder verenden lassen. Solange noch Eier da sind und umgesiedelt werden kann, ist das kein Problem. Während der Wintermonate aber schon. Wohl gibt es noch andere Gründe, dieser hier scheint aber eine Rolle zu spielen.>

 

Ausgediente Waben leicht aus dem Rahmen lösen.

Meistens hat jeder Bienenhalter im Winter einige Völkerverluste zu verschmerzen, dann steht die sinnvolle Wiederverwertung des Wachses an. Der erste Arbeitsgang ist das Herauslösen der Waben aus dem Rahmen.

Ich mache das dann zu der Zeit, wo es im Winter zu kalt ist und ich keine Gartenarbeiten verrichten kann. Ich nehme die Waben in meine Köche, erhitze  auf dem Herd einen Topf mit Wasser, in das ich zwei gute Messer mit isoliertem Griff aufwärme. Ein heisses Messer schneidet besser, der Kraftaufwand ist geringer. Zuerst wird die ausgebaute Wabe an jeder festgekittenden Stelle mit einem Schnitt gelöst. Dann wird an jedem gespannten Draht entlang geschnitten. Vielleicht wechselt man zwischendurch das Messer aus. Im Anschluss ist es ein Leichtes die Waben herauszunehmen und in einen Sack zum Einschmelzen zu verstauen. Das Propolis wird in einem zweiten Arbeitsgang abgeerntet. Zum Schluss wird mit  einem Industrieföhn bei 300 Grad rund um der Wabenrahmen erhitzt und desinfiziert.