Das Allerweltskraut Schnittlauch ist bei Gross und Klein das bekannteste und beliebteste Gewürz, Duft- und Heilkraut. Man nennt ihn auch Graslauch, Binsenkraut und Schnittling. Er ist ein Amaryllisgewächs und gehört der Gattung Lauch an.
Erntezeit
Es wird Ostern, wenn man wieder im Garten Schnittlauch ernten kann. Mit seinem einmaligen Aroma löst er die Winterküche durch neues geschmackliches Erleben ab. Frisch und köstlich bereichert er alle Salatsaucen, Majonäsen, Kartoffeln, Quarkspeisen, Brotaufstriche, Eierspeisen, Kräuterbutter, manch warmes Gericht und vieles mehr. Jeder kennt sein eigenes mit Schnittlauch gewürztes Leibgericht, das unverzichtbar für seine Gaumenfreude ist.
Quellenangaben zufolge kennt man bei uns seine Nutzung aus dem frühen Mittelalter, aber ureigentlich ist er in China schon seit 3000 Jahren vor Christus in Gebrauch gekommen. Botanische Forschungen lassen darauf schliessen, dass er in Sibirien seinen Ursprung nahm.
Schnittlauch, das eiförmige Zwiebelgewächs
Betrachten wir einmal die Schnittlauchpflanze etwas näher, so erkennt man, dass es sich um ein eiförmiges Ziebelgewächs handelt, das pro Zwiebel zwei lange bis etwa 30cm hohe Röhrenblätter treibt. Da die Zwiebel sich durch Tochterzwiebeln vermehrt, entsteht ein ganzer Blätterbüschel, ein Schnittlauchhort. Diesen kann man durch Teilung wiederum vermehren. So gelingt es dem Gartenliebhaber eine ganze Reihe Schnittlauch nach und nach zu kultivieren. Er ist gut beraten, wenn man seine Beete damit einfassen kann, denn seine ätherischen Öle vertreiben Bodenählchen und andere Schädlinge im Beet. Nur mit mehreren Pflanzen hat man die Möglichkeit bis in den Herbst hinein zu ernten, indem täglich das benötigte Kraut zwei Zentimeter über dem Boden abgeschnitten wird.
Die Schnittlauchblüte
Der Schnittlauch kommt im Mai zum Blühen und schafft das manchmal bis in den August hinein. Die zart violetten, kugeligen, scheindoldigen Blütenstände tragen 30-50 Blüten in einem Hort. Steht eine ganze Beeteinfassung in Blütenpracht, finden unsere Bienen eine Tracht, die sie mit Hummeln und Wildbienen teilen müssen. Schnittlauch kommt heute vorwiegend noch in verwilderter Form auf hochalpinen Feuchtwiesen Eurasiens und Nordamerika vor. Für die fines herbes der französischen Küche kann man auch die Blüten verwenden, was heute immer mehr in Mode kommt. Ich lasse die Blüten immer stehen, bis die Samen reif sind. Das erkennt man daran, dass die ganzen Blütenstängel, inklusive Blüte braun und trocken geworden sind. Dann knicke ich alle verwelkten Blüten in Richtung offener Erde um und bedecke ihre Tiefkeimersamen mit 2 cm Erde zu. So entstehen Jungpflanzen und die Einfassung wird im folgenden Jahr dichter. Auch lassen sich davon wieder Schnittlauchpflanzen abstechen und an einen neuen Ort zur Ausbreitung eingraben. Eine andere Nutzungsmethode ist das Verhindern des Blühens. Dabei werden alle austreibenden Blüten gleich im Ansatz entfernt, oder man führt an den Pflanzen einen Radikalrückschnitt durch und fördert damit einen gesunden, kräftigen Neuaustrieb. Im Spätherbst lässt man das vergilbte Kraut von Regenwürmern zwecks Düngung in den Boden einziehen.
Nutzen, Standort und Pflege
Schnittlauch benötigt einen Standort an der Sonne oder im Halbschatten, eine nahrhafte, feuchte Erde ohne Staunässe, die das Wachstum optimal gewährleistet. Deswegen empfiehlt es sich ihn im zeitigen Frühjahr mit frischem Kompost zu versehen. Im Sommer ist er für eine Wassergabe dankbar.
Krankheiten am Schnittlauch sind selten. Ein Befall von Schnittlauchrost könnte aufteten, der die Röhrenblätter vergilben lässt und sie ungeniessbar macht. Dagegen hilft ein Radikalschnitt, oder eine kleine Beigabe von mineralreichem Hühnermist. Hühnermist bewährt sich bei allen Pilzerkrankungen an Pflanzen, dazu gehört auch der Mehltau. Ferner kann man die Lauchmotte beobachten, die ihre Eier in die Blätter sticht. Die daraus entstehenden Maden entwickeln sich innerhalb der Blattröhre und machen durch Frass das Blatt löchrig und etwas braunscheckig. Beim Zerschneiden des Schnittlauchs dringt dann eine schleimige Sulze aus; das entdeckt aber nur der eingeweihte Kenner! Deshalb nur einwandfreie Blätter benutzen.
Schnittlauch wird am besten frisch verwertet. Ich ernte ihn aber in dem Moment ab, wenn ich seiner Üppigkeit nicht mehr Herr werde. Kleingeschnitten, fülle ich ihn, zwecks Geruchsbindung, in kleine Gläser mit Verschraubdeckel ab und friere ihn ein. Es gibt dazu auch aus Kunststoff geeignete Gewürzboxen im Handel. In getrockneter Form ist Schnittlauch überall im Verkauf zu haben. Gedörrt hat er aber deutlich an Aroma und Wirkstoffen verloren. Diese kommen teilweise wieder besser zum Tragen, wenn er vor dem Verzehr Zeit zum Durchweichen bekommt. Seine wertvollen Inhaltsstoffe sind Kalium, Calcium, Vitamin C, B6, A, K, E sowie Folsäure, Eisen Magnesium und Phosphor.
Schnittlauch als Heilpflanze
Kultiviert man genügend Schnittlauchpflanzen im Garten, kann man ihn täglich über einen langen Zeitraum im Jahr abernten. Nur in freier Natur entfaltet er alle seine wertvollen Bestandteile. Eine Pflanze in künstlichem Licht gezüchtet und in der Küche gehegt und gepflegt, liefert bestenfalls das ihm eigene Aroma. Das sollte sich jeder bewusst sein, der auf seine heilende Wirkung spekuliert.
Im rohen frischen Zustand kommen die wirkungsvollen Senföle, Vitamine und Mineralien am besten zum Tragen. Senföle haben einen positiven Effekt auf Verdauungsbeschwerden, sie lösen Blähungen und fördern den Appetit. Sie wirken schleimlösend bei Husten und haben antibakterielle Funktionen. Kalium wiederum wirkt blutdrucksenkend und harntreibend. Früher wurde Schnittlauch als Saft zubereitet und kam so in konzentrierter Form, medizinisch in Anwendung. Heute ist es einfach gut zu wissen, dass man seinem Körper mit Schnittlauch stets etwas Gesundes und Schmackhaftes antut.