Lavendel

Lavendel

Der echte Lavendel hat etwas Magisches an sich, es geht kein Betrachter an ihm vorüber, ohne sich eine Blüte zu klauben, um daran zu reiben. Sein ausströmender Duft erweckt sinnliche, nostalgische Erinnerungen.

In den meisten Gärten und Anlagen darf der Lavendel nicht fehlen. Viele Imker haben ihm ein Plätzchen im Garten eingeräumt, wo die Gewürze gedeihen. Man ist gut beraten, mehrere Sträucher vom echten Lavendel zusammen anzupflanzen, damit diese schon eine kleine Tracht für die Bienen ergeben. Zwischen Rosen gesetzt, soll sein ätherischer Duft die Blattläuse fernhalten. Heute sind niedrige Lavendelarten im Handel, die nicht so verholzen, sich bewährt haben und viel einfacher in der Pflege sind. Da diese meistbekannte Gewürzpflanze aus dem Mittelmeerraum stammt, aller
Wahrscheinlichkeit nach wurde sie von Mönchen nach Mitteleuropa eingeführt, gedeiht Lavendel praktisch in jeder Erde, die keine Staunässe zulässt. Warm, sandig, steinig und lichtvoll soll der Pflanzplatz schon sein, das trägt zu vermehrtem Aroma und reicher Blüte bei. Der echte Lavendel ist keine Wildform mehr. Den ursprünglichen Wildpflanzen von Lavendel, Rosmarin, Thymian, Oregano, aber auch von Erika und weiteren Kräuter, wurden in früherer Zeit von Weidetieren die Spitzen abgegrast. Ziegen und Schafe blieben so gesund dabei und gaben eine würzige Milch ab. Ihre Ausscheidungen trugen mit dem darin eingeschlossenen, unverdaulichen Samen zur Vermehrung der Pflanzen bei. Wir kompensieren das heute mit einem Rückschnitt.

Die botanische Seite des Lavendels

Da er ursprünglich der Trockenheit und Hitze ausgesetzt war, sind seine immergrünen, lanzettenförmigen, auch sanft behaarten Blätter bestens gegen Verbrennungen und Verdunstung durch die erbarmungslose heisse Sommersonne gerüstet. Seine Wurzeln graben sich meistens so tief in die Erde ein, wie die Pflanze hochgehalten wird. So kann die Höhe von 20cm-6Ocm schon erreicht werden. Die Blüten treiben an langen, zähen Stengeln himmelwärts und sind ährenähnlich und in Etagen ringförmig (Scheinquirlen) angeordnet. Begeisternd wirkt auf jeden Betrachter die dunkelblau-violette Farbe seiner Lippenblüten, welche ihre Staubgefässe im inneren Kelch geborgen halten. Da immer reichlich Bestäuber angelockt werden, gedeihen viele Samen. Versäumt man die Blütenstände rechtzeitig abzuernten, fallen sie unter den Strauch. Da sich im Schatten des Lavendels eine gewisse Feuchte bewahrt, gehen die Samen dort auch auf. Sie bieten dem Gärtner im Frühjahr beim Jäten die Möglichkeit, neue Sträucher heran zuziehen. Der Lavendel gilt heute als winterhart und hat eine lange Lebensdauer.

Es gibt keine Pflanze, die nicht auch etwas Pflege braucht!

Hierbei ist der Lavendel fast eine Ausnahme. Er benötigt nur einmal im Jahr unsere Aufmerksamkeit mit einem Rückschnitt. Die Regel ist, ihn etwa um ein Drittel seiner Grösse rundum einzukürzen und dabei auf einen schönen Buschschnitt zu achten. Der niedrige Lavendel ist diesbezüglich leichter zu bearbeiten und robuster, weil er noch in der Tiefe des Gestrüpps grüne Austriebe hat. Die hohe Lavendelform vergreist schneller und nimmt dann durchs Verholzen eine immer höhere Form an, die schliesslich unattraktiv wirkt. Wehe, wenn man ihn zu tief abschneidet, dann treibt er nicht mehr aus! In Mitteleuropa muss man den Lavendel nicht giessen, die üblichen Niederschläge sind mehr als genug. Der Rückschnitt erfolgt nach der Blütenernte.
Heute ist auch der Schopflavendel, eine verwandte Art, auf dem Markt anzutreffen. Ich habe ihn einmal ausprobiert und als Bienenweide für ungeeignet befunden. Er wirkt überzüchtet, ist aber eine eigenständige Art.

Der Lavendel dient heute überwiegend der Parfümerie

Die grossen, berühmten Lavendelfelder der Provence werden auf zweierlei Arten abgeerntet und verarbeitet. Die einen Bauern verarbeiten den Blütenreichtum unmittelbar nach der Ernte. Diese daraus gewonnen ätherischen Öle haben einen erfrischenden, intensiven Duft. Andere Bauern lassen das Ernteschnittgut noch zwei Tage auf dem Acker zum Trocknen liegen. Das daraus destillierte Öl hat einen profunderen und herberen Duft. Beide Konzentrate werden zum grössten Teil für die Parfümerie verwendet, wo sie mit anderen Düften gemischt und zu immer neuen Kreationen und Variationen der Produkte beitragen.
Wer selber seinen Lavendel aberntet, muss dafür den richtigen Zeitpunkt abwarten. Wenn man es nach französischer Art macht, dann wähle man die vollste Blütezeit. Das Erntegut kann auf einem Tablett im Zimmer auf dem Schrank getrocknet werden. Später werden die Blüten von Hand abgezupft und in Säckchen abgefüllt. Qualitativ hochwertig ist diese Ernte, um als Lavendelduftsäckchen in Wäscheschränken und Schubladen einen effizienten Mottenschutz abzugeben. Als Imkerin kann ich es allerdings nicht zulassen, dass Blüten geerntet werden, und doch möchte ich nicht auf Lavendelsäckchen verzichten. Ich warte darum so lange zu, bis ich keinen Bienenbesuch mehr beobachten kann. Dann erst werden die ganzen Fruchtstände abgeerntet, getrocknet und in ein feines Stofftuch von der Grösse eines Damentaschentuches abgefüllt und zusammengebunden. Jedesmal beim Schranköffnen werden die Säckchen neu durchgeknetet und ein sommerlicher Lavendelduft breitet sich frisch verstärkend immer wieder aufs Neue aus.

In der Heil–und Kräuterkunde findet der Lavendel auch seine Beachtung

Es sind zweierlei medizinische Drogen, die Verwendung in der Pharmazie finden.
Das Lavendelöl (Lavendulae aetheroleum) und die Lavendelblüten (Lavendulae flos).
Vorwiegend wirken diese Stoffe beruhigend auf Körper, Geist und Seele ein.
Sie wirken bei Unruhezuständen, Angstgefühlen, Einschlaf- und Schlafstörungen, sowie bei Oberbauchbeschwerden. Auch krampflösende und antiseptische Wirkung werden dem Lavendel zugeschrieben.
In der Aromatherapie hat das Lavendelöl auch seine signifikante Bedeutung.
Wer den Lavendel nicht schon bei sich angepflanzt hat, dem empfehle ich es doch einmal zu versuchen und ein trockenes, warmes Plätzchen mit Sichtkontakt für ein bis drei Lavendelpflanzen auszuwählen. Die Freude darüber bleibt nicht aus!

https://www.awl.ch/heilpflanzen/lavandula_angustifolia/lavendel.htm