Es ist Freitag, der 13. Juni! Wenn ich abergläubisch gewesen wäre, wäre ich wohl nach heidnischer Art gar nicht aus dem Haus gegangen, aber mich kümmerte das nicht. Der Tag wurde mein Fotografenglückstag! Blau glänzte der Himmel, der Duft von Liguster schwängerte die windstille Luft und die Natur bot mir ein ideales Fotowetter. Da hielt mich nichts zurück, denn ich hatte die Absicht den echten Mohn mit ihren Kostgängern zu fotografieren. Allerdings war es schon ordentlich heiss. Mein Ziel war es die Bienenoase aufzusuchen, die meine Tochter, sogar mit einem Biotop, rund um den Bienenstand angelegt hatte. Diese Oase befindet sich auf Bahngelände, wozu ich seinerzeit für meine Bienen die Erlaubnis eingeholt hatte. Der Mohn offerierte gleich eine Anzahl offener Blüten zur Auswahl und entsprechend war auch diese fremdländische Tracht bereits von Hautflüglern entdeckt worden. Auf dem Wiesenweg dahin, der an Nachbars Gartenidylle vorbeiführt und mit einer meterlangen Wilden Brombeerranke abgegrenzt ist, machte ich eine makabre Entdeckung. Mein Blick streifte beobachtend über das Blütenmeer der stacheligen Ranke, um das hektische Polleneinsammeln der Bienen zu beobachten. Blüten mit eingerollten Staubgefässen beachteten Bienen nicht mehr, diese waren bereits abgeerntet. Die Bienen flogen nur die Blüten an, deren Pollenträger sich himmelwärts streckten und badeten förmlich mit ihrem Pelzkleid darüber hinweg.-
Da, plötzlich zwischen blühenden und verblühten Brombeerrosen, sah ich ein schwarzes Etwas, ein Fliegengewusel. Ein unglaubliches Scenario schlug mich in Bann. Eine Veränderliche Krabbenspinne bekam eine Honigbiene in ihre Fänge, verpasste ihr einen lähmenden Biss ins Genick und saugte ihre Beute aus, ohne sie mit einigen Spinnfäden zu fixieren. Es war wohl nicht das erste Mal in den Brombeeren, dass ihr unter so guten Bedingungen ein Fang gelang. Die derzeit sich stark vermehrenden Mostfliegen witterten wohl einen feinen Todesduft der leblosen Biene und umschwirrten wuselig und zahlreich die in aller Ruhe saugende Spinne samt ihrer Beute. Vermutlich wollten die geschlechtsreifen Fliegen ihre Eier in oder auf den Korpus deponieren, damit ihr Nachwuchs Nahrung fand. Sie drängten und verdrängten sich, um einen Legeplatz zu ergattern. Nachdem die Spinne gesättigt war, hangelte sie sich an ein neues Plätzchen weiter, um bald wieder ein Insekt zu erhaschen. Die tote Biene fiel zu Boden und es würde nicht sehr lange währen, bis sich Ameisen dazugesellen. Wenn sich eine Biene fangen lässt, ist sie schon in ihrer letzten Lebensphase. Im Stock explodiert um diese Jahreszeit das Bienenvolk zu beachtlicher Grösse und nimmt den Verlust einzelner Bienen nicht zu Kenntnis. Ich war wieder einmal Zeuge eines wundervollen Naturschauspiels geworden, das über die ganze Kette von Nutzen Einblick gewährte und sich mir so unverhofft offenbarte.
Krabbenspinne auf Brombeerblüte schnappt sich Biene uns viele Aasfliegen profitieren davon.

