Vaseline-Therapie gegen Varroa

Neu entdeckt und in Anwendung und Erprobung im neuen Bienenjahr 2023

Per Zufall bin ich auf der Suche nach BioImkerei auf Vaseline gestossen. Einen Löffel Vaseline im Stock heisst es, nichts weiter. Keine Erklärung wie und wo man sie im Stock anwendet. Aus Erfahrung weiss ich, dass Medikamente im Stock durch Übertragung der Bienen-Füsschen überall verbreitet werden können und so auf die Bienen, den Rahmen und Waben gelangen. So liegt es nahe, dass Bienen auch die Vaseline in ihrer Beute verteilen. Damit dies gewährleistet wird, habe ich eine Kabelabdeckung (U-Form) aus Plastik auf die untere Leiste eines Wabenrahmens aufgelegt und mit drei Reisszwecken befestigt. Diese fülle ich versuchsweise am leeren Drohnenrahmen mit Vaseline. Die Bienen werden beim Ausbauen der Wabe ständig auch über die Vaseline laufen und es ist anzunehmen, dass die Vaseline mit einer dünnen Schicht auch die Zellinnenwände auskleidet. Heftet die Muttermilbe ihr Ei an die klebrige Zellwand, so kann die Milbennymphe beim Schlüpfen aus dem Ei festkleben und sich nicht auf die Bienenmade zum Frass begeben. Sie muss verhungern. Dies ist vorläufig eine angenommene These.

Da Bienen aber auch stets übereinander krabbeln, ist ihr Körper vermutlich auch fettig geworden, sowie die ganzen Wabenränder. Das könnte zum starken Hindernis bei der Fortbewegung der Milbe führen, sodass sie ihr Ziel nur selten erreicht. Dies ist auch eine vorläufige Annahme. Die Ausführung steht bald an, wenn man dem Volk den Drohnenrahmen zum Ausbauen gegeben hat.

Skeptiker meinen: Vaseline sei ein Erdölprodukt, und nicht abbaubar. Erdöl ist in der Erde auf Grund von umgewandelten toten Pflanzenschichten entstanden, ein Naturprodukt, Vaseline ist ein Teil aus Erdöl, nicht giftig, sogar sehr verträglich. Sie ist in unzähligen Kosmetika enthalten. Bienen sind von Natur aus gewachst und ihr Chitinpanzer unempfindlich gegen Vaseline. Es bleibt abzuwarten, ob sie eine Strategie finden das Vaselindepot mit Propolis zu verdeckeln, sie übergehen, oder sie wie geplant systematisch verteilen. Es ist ein Pilotprojekt, die Reaktionen bleiben abzuwarten. Natürlich wird nur der Brutraum als Versuchsort mit Vaseline ausgestattet. Falls die Bienen die Vaseline abtransportieren und zu Baumaterial verwenden, werde ich noch ein feines Gardienenstoffgitter auf die Schiene legen. Auch überlege ich mir noch einen Zusatzstoff beizugeben, um eine effizientere Wirksamkeit zu erzielen. Hier bleibt noch alles offen. Ich betrachte das aber als einen schonenden wirksamen Weg gegen die Varrose.

Anwendung

Die erste Drohnenwabe wurde eingehängt, unten mit einem Kabelkanal angefüllt mit Melchfett (Vaseline). Die erste Kontrolle am 10. Tag zeigte auf, dass der fast leere Rahmen bereits zu 2/3 ausgebaut und bestiftet war. Der Vaselinstreifen wurde rege benutzt, man sah viele Anbisse als auch vermengte Wachskrümel. Wachsbeigaben sind verboten in der Imkerei, aber hier handelt es sich vorerst um einen Test. Offensichtlich wurde Vaseline zum Bau mit verwendet. Viele Bienen waren darauf ansässig. Eigentlich habe ich es mir genau so vorgestellt. Um die Osterzeit, wenn wahrscheinlich die Wabe verdeckelt ist, werde ich den Schnitt vornehmen und alles genauestens inspizieren. Viele Milben erwarte ich sowieso nicht, da ich im Gemüll nur selten in diesem Frühjahr eine Milbe fand. Wir dürfen gespannt sein!

Testergebniss

Der Drohnenrahmen wurde erstmalig ausgeschnitten und eingefroren. In Kleinarbeit habe ich mehr als 300 Zellen geöffnet und gesamthaft genau drei Mutter-Milben gefunden. Der Vaselinkanal war halbleer und kleinste klebrige Wachskrümel lagen darauf herum. Es ist eindeutig, die Vaseline trug zum Wabenbau bei. Die Stabilität der Wabe unterschied sich nicht gegenüber anderem Wabenbau. Am 21. April steht der weitere Drohnenschnitt an. Im Gemüll fällt bisher pro Tag eine erwachsene Milbe. Bleibt abzuwarten, wie hoch in den zwei kommenden Monaten der Milbendruck steigt. Jedenfalls ist das Volk an Grösse explodiert, der Honigraum aufgesetzt.

Da ich nichts Nachteiliges bemerkte, wird die nächste neu eingesetzte Mittelwand im Brutraum auch mit einem Vaselinkanal versehen, wobei ich noch Lavendelöl beigeben werde, aber nur solange kein Honigraum aufgesetzt ist. Beim einlogierten Schwarm, oder neu erstelltem Ableger macht es auch Sinn! Mein Volk ist so stark geworden, dass ich in Abständen von einem Monat gesamthaft zwei Fluglinge erstellen konnte und nicht darauf achtete, wo die Königin hinkam. So geschah es, dass mein Muttervolk weisellos wurde und sich eine Königin nachzog. Das Volk hat es sogar noch geschafft mich mit 15kg Honig zu belohnen! CDL und Vaseline können also förderlich sein. Auch die Fluglinge habe sich zu einer grossen Stärke herangebildet. Zum auffüttern gebe ich derzeit (Ende August) Futterteig und gleichzeitig Wasser mit CDL.

Starke Völker erzielt man wenn man folgende Regeln strickt einhält:

  1. mindestens 3 mal Drohnenschnitt
  2. Mit Schwärmen die Völker aufbauen
  3. Altvölker mindesten zweimal schröpfen durch Fluglinge oder Wabenableger.
  4. eine Thymovarbehandlung des Schwarmes oder 7 Tage nach Erstellung eines Fluglings.
  5. Bienen nicht faul werden lassen, immer Mittelwände oder Leerrahmen zu Waben ausbauen lassen. Dazu ein weiteres Magazin aufsetzen. Die vorigen Waben kann man herrlich zur Jungvolkbildung und zur Wabenhygiene verwenden.
  6. Sofort bei Trachtknappheit mit etwas Futter reagieren. (CDL)
  7. Zeigt das Volk starken Wachstum, erweitern oder schröpfen. Später kann man wieder vereinen.
  8. Man kann alles am gleichen Stand durchführen, wichtig ist nur, dass bei einer Erstellung des Wabenablegers oder eines Fluglings das neue Volk am alten Standort verbleibt und das Altvolk daneben versetzt wird. Mit den vielen Flugbienen, die in den Ableger einfliegen, gelingt ein gutes Wachstum beider Völker. (Altvolk + Flugling) Bei der Erstellung des nächsten Fluglings macht man es ebenso. Das Altvolk muss verstellt werden! Bedingung ist, dass es noch immer bei der Aufteilung der stärkere Teil bleibt. Kluge Bienen orientieren sich am Geruch und fliegen auch bei einer verstellten Beute ins Altvolk zurück.
  9. Wer doch auf organische Ameisensäure nach der Honigernte nicht verzichten will, der beachte, dass Jungvölker im Verhältnis zur Brut nur halb so viel Ammenbienen hat, hingegen ein starkes Wirtschaftsvolk, weniger Brut aufweist und dreimal so viel Ammenbienen dafür zur Verfügung stehen. (errechnet von Pia Aumeier)Was schliessen wir daraus?
  10. Jungvölker, Wabenableger und eventuell noch Fluglinge sind gegen die Säuren verletzlicher. Darum überprüfe man gut den Milbenfall ob man auf eine Säurebehandlung verzichten kann und wendet nur im Dezember die Oxalsäurebehandlung an.