Schon im Imkerlehrkurs ist mir aufgefallen, dass es in der Imkerei Richtlinien zum Imkern gibt, aber kein fixes Programm für alles, das jeder Imker anwenden kann. Es stehen ihm viel zu viele Möglichkeiten offen. Um für sich die beste Lösung zu finden verliert man viel Zeit. Imker sind Tüftler, lieben ihre Bienen und suchen stets nach neuen Lösungen in allen Tätigkeiten der Imkerei. Dadurch gibt es so viele Theorien und Praktiken.
Das Internet hat mir in vieler Hinsicht gezeigt, wie man auch noch imkern kann, und mein Ziel ist nun, von allem das Beste zu übernehmen, meinen Bienen und mir zu liebe. So habe ich letztes Jahr (2014) auf Kleinzellenmittelwände umgestellt, weil es mich überzeugte.
Die Wabenzellen der Bienen waren vor etwa 120 Jahren viel kleiner, als es heute die Mittelwände vorgeben. Zu der Zeit, um das Jahr 1880 herum, hatte man begonnen die ersten Mittelwände herzustellen, die gut von den Bienen akzeptiert wurden. Aber man hat das genaue Zellenmass nicht berücksichtigt, die Zellen gerieten leider im Durchmesser grösser, als sie bisher von den Bienen gebaut worden waren. Der belgische Imker und Züchter Professor U. Baudoux war davon überzeugt: grössere Zellen gleich mehr Honig, grössere Bienen, höheres Potenzial. Die Idee hatte dermassen Erfolg, dass ganz Europa und später auch in Uebersee alle Imker bis auf heute darauf eingingen und seither mit einem vergrösserten (5,4mm statt 4,9mm) Zellenvordruck auf den Mittelwänden imkern. Es ist aber nie nachgewiesen oder bestätigt worden, dass das erdachte Resultat auch wirklich damit erzielt wurde.
Das Ehepaar Edd und Dee Lusby in Arizona hat nie mit einer chemischen Varroabehandlung gearbeitet, auch nicht, als ihnen von 1000 Völkern nach dem Winter nur noch 200 Stöcke übriggeblieben waren. Dieser Verlust durch die plötzlich eingeschleppte Milbe war für sie sehr schmerzlich. In einer Imkerlektüre von 1791 wurden Lusby`s auf die Idee gebracht, auf die natürliche Kleinzellengrösse der damals domestizierten Honigbiene zurückzugreifen. Sie hatten mit der Urform der einstigen Bienenwabenzellgrösse, von (4,9mm), die Varroa so dezimieren können, dass sich ihr Bienenstand rasch wieder erholte und sie bis heute keine sonstigen Varroabehandlungen anwenden müssen.
Kleinzellen haben den Vorteil, dass sie mit weniger Bienen ausgebrütet werden können, weil alles dichtgedrängt ist und sich warm gibt. Dadurch wird mehr Bienenpotential frei, das sich mehr dem Putzen und Reinigen, also der Stockhygiene widmen kann. Ausserdem wächst das Volk durch verkürzte Brutzeit schneller zur Grösse auf. Eine Arbeiterin schlüpft bereits nach 19 statt 21 Tagen. Dadurch wirkt sie der Varroa entgegen. Durch einen Versuch, frisch geschlüpfte Bienen zu zeichnen, erforschte man, dass sie mindestens 4-5 Wochen länger leben als unsere heutigen Bienen. Sie leben stressärmer. Kleine Bienen sind wendiger, unauffälliger und werden im Flug weniger von Feinden entdeckt und begehrt.
Die Milbe hat es ja hauptsächlich auf die Drohnenzellen abgesehen, weil hier eine längere Brutdauer von 24 Tagen mehr Gelegenheit zur Vermehrung ermöglicht wird. In der Natur ist es jeweils so eingerichtet, dass ein Schädling nicht das Gleichgewicht aus den Fugen heben kann, es sei denn, dass die Naturgesetze durch Menschen oder Umweltbedingungen geändert oder gestört worden sind. Ein Ausfall von Drohnen fällt im Bienenvolk nicht ins Gewicht, da es in jedem Fall zu viele hat. Wir haben aber heute mit den gossen Zellen der Arbeiterbienen das ideale Format, das nämlich der ursprünglichen Drohne im Kleinzellenformat entsprach, im Ueberangebot. Im Klartext heisst das, dass alle Arbeiterbienenzellen für die Milbe der Grösse nach wie die Drohnenzellen von einst sind und somit gezielt für die Vermehrung ausgesucht werden. Wen wundert es da nicht, dass die Milbe sich so ausbreiten konnte und kann! Dem wirkt man heute mit dem Drohnenschnitt entgegen, aber welch grosses Kraftpotenzial der Bienen wird damit verpufft?
Die Umstellung gelingt nicht immer perfekt, die Waben sind oft unregelmässig. Den Bienen und mich stört das nicht. So gibt es im Volk eindeutig grössere und kleinere Bienen. Einen Schaden habe ich nicht feststellen können. Mit der Zeit wird es aber immer besser, wenn es gelingt die eigenen Schwärme einzufangen. Ich habe neu hinzugelernt, dass man zuerst auf Wabengrösse 5,1mm gehen soll, dann klappt es besser. Ferner ist es notwendig die Abstandhalter jeder Rahmenseite um 2mm zu verkleinern. Die Wabengassen werden damit auch dem kleineren Zellenmass angepasst.
Nachtrag:
Ein Imker erzählte mir, dass er Altvölker und Schwärme rigoros auf neue Mittelwände im Kleinzellenmass mit Erfolg umgestellt hat. Ein anderer berichtete, dass die Braune Honigbiene besser dazu geeignet sei.
Eine weitere Anpassung an artgerechte Haltung, ist die Verlegung des Flugloches über den Brutraum. Siehe unter Rubrik Neuerungen und Baumhöhle.
Es lohnt sich übrigens die Mittelwände selber zu giessen. So kalte Wintertage sind wie geschaffen dafür. Mit der Wabenerneuerung fällt ja auch viel eigener Wachs an.
Offenbar gibt es aus Plastik vorgefertigte Waben im Kleinzellenmass. Wenn man mit diesen in einem Schwarm-oder Jungvolk beginnt, kommt man ganz schnell zu kleinwüchsigen Bienen und setzt dann mit Mittelwänden deren Weiterentwicklung fort. Leider gibt es in Europa keinen Versandt dieser Waben mehr! In den U.S.A. ist das gang und gebe.
Was man sich aber unbedingt hinter die Ohren schreiben muss, nie die Reste von Bienenwachskerzen untermischen! Diese könnten mit Parafin gestreckt sein und das macht die Waben nicht atmungsaktiv, sodass die Maden absterben können. Auch verliert die Wabe, die mit Parafin gestreckt ist, an Stabilität. Bei grosser Temperatur sackt sie zusammen. Siehe die Januar Ausgabe 2017 der Bienenzeitung.