Varroa Entlastungspraktiken

Duftstoffe

Eine neue Erkenntnis hat mir die Dezember Ausgabe 2018 der Bienenzeitung durch Sebstian Spiewok geliefert. Ich zitiere: ”Bei varroaresisten Bienenvölkern haben sich die Duftstoffe der Brut verändert. Diese beeinflussen den Start der Eireifung in den Milben. Jüngste Forschungsergebnisse von Benjamin Colon von der Martin-Luther-Universität in Halle weisen darauf hin, dass sich in der Brut resistenter Völker die Produktion des verändert hat. Dieses Hormon reguliert die Verpuppung der Insekten und wird von der Varroa zur Eireifung benötigt. Allem Anschein nach kann die Milbe das Hormon nicht selbst herstellen und muss es stattdessen mit der Nahrung aufnehmen. Somit könnte eine Veränderung der Ecdysonproduktion in der Bienenbrut Auswirkung auf die Vermehrung der Varroamilben haben.”
Meine Äusserung dazu: Nur in einem absolut gesunden Volk, könnten sich diese Erkenntnisse entwickeln und bewahrheiten.

Milben ernähren sich vom Fettkörper der Biene

Laut allerneusten Forschung ernährt sich die Varroamilbe nicht, wie bisher angenommen, von der Hämolymphe der Biene und Bienenlarve, sondern von ihrem Fettkörper, der ja besonders stark bei Winterbienen ausgeprägt ist, um die vielen Monate zu überleben. Der Fettkörper ist von Hämolyphekapillaren durchwoben, sonst könnte ja kein Stoffwechsel stattfinden.

Aetherische Duftstoffe

Aetherische Oele liefern die Antimilbenduftstoffe und irritieren den Geruchssinn der Varroamilbe. Seit Mai 2020 mache ich eine Lavendelduftstoffbehandlung, nachzulesen unter im Artikel Varroamilben-Bekämpfung. Zur Auswahl steht Lavendelöl, Eukalyptusöl und Pfefferminzöl. Diese drei Duftstoffe sind in einem Insekten und Spinnenbekämpfungsbuch angegeben worden. Da Bienen Lavendel lieben, habe ich meine Bekämpfungsstrategie damit begonnen. Sollten die Milben resistent dagegen werden, was ich nicht glaube, dann würde ich auf Pfefferminzöl übergehen und erst darnach Eukalyptusöl verwenden. Wichtig ist immer die Dosis! Meine dazu ersonnene Behandlungsmethode zeigte anfänglich erstaunliche positive und wirksame Resultate. Tatsächlich hat sich der Milbenbestand drastisch verringert (ca um 80%), aber es genügen die restlichen Milben (20%), diese krankmachenden Vieren zu übertragen. Im Grunde genügt vielleicht schon eine Milbe. Die Versuchsvölker flogen nicht leer, noch starben sie im Spätherbst, sondern sie schrumpften kontinuierlich durch den Winter und waren im Februar zu schwach, sich neu aufzubauen. Auch eine Vereinigung schwacher Völker rettete sie nicht.
Das ist die traurige Bilanz, die sich ohne Säureanwendungen, jedoch nur mit ätherischen Ölen bewahrheitet hat. Sie kann unterstützend wirken, aber nicht die Krankheiten besiegen.
Was ich aber mit Erstaunen festgestellt habe, dass das Wasser in der Sprühflasche mit ein paar Lavendelöltropfen angereicht, nicht Schimmel in der Flasche ansetzt, über Monate hinweg bleibt das gleiche Wasser sauber!

Die Brutstopmethode

Die derzeit beste alternative Antimilbenbehandlung ist künstlich im Bienenvolk einen Brutstop einzulegen. Den muss man nach der Honigernte im Frühjahr am 21. Juni beginnen. Das beste Modell scheint mir die Dublex-Wabentasche geeignet zu sein, auch die Bannwabe wird dafür eingesetzt.

Der natürlichste Brutstop ist aber das Schwärmenlassen. Der gewonnene Schwarm ist mit wenig Milben behaftet. Um optimalen Erfolg zu haben, tausche man die Altkönigin nach der ersten neu belegten Brutwabe mit einer Jungkönigin aus oder entfernt die Königin und lässt umweiseln. Klug ist es, wenn man dann das alte Volk zu Jungvölkern aufteilt und dazu die Waben mit Weiselzellen ausnützt. Aber auch sonst tritt im Altvolk ein Brutstop ein. Hier könnte man eine Puderzuckeranwendung praktizieren, um die Milben auf den Altbienen zu vermindern. Aufgepasst! Wenn aus einer der vielen Weiselzellen schon eine Königin geschlüpft ist, kann es passieren, dass die anderen herangewachsenen Königinnen bereits vor dem Schlupf totgestochen sind.

Achtung: Deswegen sollte man noch vor dem Schlupf der ersten Königin eine Volksaufteilung mit Weiselzellen machen. Dies ist ein Tipp um sicher zu gehen und Zeit zu gewinnen, ansonsten müssen die Bienen im Ableger noch mindestens dreitägige Maden zur Nachzucht vorfinden.

Obwohl namhafte Imker die Wabentasche zum Brutstopp positiv bewertet haben,
geht meine heutige Einstellung dahin: der Eingriff mit der Wabentasche in das Bienenvolk ist unnatürlich und der Aufwand zu umständlich. Die Metallabgrenzung der Bannwabe ist ein Fremdkörper im Stock. Die Königin wird in ihrem freien Lauf gehindert und kann ihr Pheromon nicht vollumfänglich im ganzen Stock verbreiten. Die heutigen, teilweise überzüchteten Königinnen haben sowieso keine lange Lebensdauer mehr. Das macht die Völker schwächer und anfälliger, Abwehrmechanismen gehen verloren. Wenn irgend möglich, ziehe man auf natürliche Weise durch Schwärme Königinnen im eigenen Volk nach. Auch verwerte man für Mittelwände am besten das eigene Wachs. Besser ist man erstellt einen Flugling oder schröpft das Volk pro Woche mit einer Brutwabe.

Zur Entlastung der Milben im Volk Fluglinge erstellen.

Frühestens ende April, anfangs bis ende Mai! Es bewährt sich und gelingt, wenn man genug Brutwaben (drei) in ein neues Magazin tut. Das geschröpfte Altvolk verschiebt man am Standplatz um einen oder zwei Meter weiter, wohingegen der Flugling auf dem alten Platz platziert wird. Mindestens eine Brutwabe muss zur Königinnachzucht Eier, jüngste Maden oder Weiselzellen aufweisen! Zu den drei entnommenen Brutwaben ergänzt man zwei Mittelwände und gibt noch eine Honigwabe dazu. Andernfalls muss gefüttert werden. So hat der Flugling die besten Chancen zum Erfolg. Es klappt meistens; wenn nicht, kann man das Volk später wieder zurückvereinen. Auch hierbei bewirkt dieses Verfahren eine Milbenentlastung. Das Positive daran ist, dass man mit dieser Massnahme dem Schwärmen vorgreift und auch gleich Jungvölker nachgezogen hat. Wenn man noch später Fluglinge erstellt, ist es ratsam, eine gute Königin von einem Züchter beizugeben. Die Entwicklung im Volk kann gleich durchstarten und an Grösse gewinnen. So habe ich noch im August den letzten Flugling von einem starken Volk erstellt, allerdings statt drei volle Waben bis auf fünf ergänzt, das hat dann gute Chancen, als eigenständiges Volk durch den Winter zu kommen. Man kann auch noch von einem anderen Volk eine Brutwabe zuhängen, aber ohne ansitzende Bienen. Beim Misslingen rückvereinigen und die junge Königin in einem Altvolk gegen die Alte austauschen.
Der Flugling sollte einige Stunden, oder einen Tag weisellos sein, ehe man die gekaufte Königin zusetzt. Diese wird dann mit Jubel angenommen. Ich konnte die Bienen nur so tanzen sehen, die meldeten, die Königin ist da. Der Imker sollte sich dazu die Zeit nehmen, es beglückt diese Akzeptanz im Volk mit zu erleben.

Bücherskorpion

Mein Wissen um den Bücherskorpion ist bereichert worden. Der Biologe, Lehrer und Imker Torben Schiffer hat an der ETH Zürich einen atemberaubenden Vortrag zu diesem Thema gehalten. Der Bücherskorpion, ein Spinnentier, wird im Heuboden in den Ritzen der Holzplanken gefunden. Durch Besiedlung eines Volkes mit dem Bücherskorpion habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass sie sich nur in einem gesunden Volk halten können und in speziell neuen angepassten Beuten. Mein Versuch schlug fehl, die Bücherskorpione wanderten wieder aus. Vorerst ist mir der Aufwand zu gross. Auch wenn 100 Bücherskorpione sich im Volk befinden, ist die Umweltbelastung mit Herbiziden, Pestiziden und Fungiziden ein zu grosser Gegenspieler. Aber ohne Zweifel, wo der Bücherskorpion auftaucht, und sich halten kann, stimmen alle Grundbedingungen für ein gesundes Bienenvolk. Und das geht nur, wenn wir alle Chemikalien weglassen.

Der neue Trend geht in die naturgemässe Imkerei

Naturgemässe Imkerei geht auf die Bedürfnisse der Bienen und nicht auf die des Imkers ein. Es werden keine Säurebehandlungen eingesetzt. Jedem Volk belässt man 9kg Honig. Diese Bienenhaltung ist aber nur in isolierten Gebieten erfolgreich, wo man die Möglichkeit einer Renaturierung des Bien durch eigene Abwehrstrategien erzielen kann. Nur die gesündesten Völker überleben, die Ausfälle sind zu Beginn gravierend. In England in Wales ist das gelungen, wie das der Bericht von Thomas Gfeller in der Schweizer Bienen-Zeitung aufzeigt (2019).

Die Schweizerische Bienen-Zeitung berichtet über dieses Thema laufend. Dazu gelten verschiedene Richtlinien, ich zitiere:

”Der Standort muss strahlungsmässig günstig für den Bien sein. Absperrgitter gelten als Vitalitätsbremsen, das Schied als eine Brutnestbeschränkung und als eine systematische Verminderung der Honigqualität. Werden die Völker verstellt, geht die Varroatoleranz verloren. Der Standort beeinflusst sowohl die Volksstärke als auch das Verhalten der Bienen. Das welches als Weitergabe von errungenen Volksfähigkeiten auf sozialer Ebene bezeichnet wird, geht bei einer Verstellung verloren. Ferner wird ein disharmonischer Wabenbau auf eine Disharmonie im Volk zurückgeführt, die auf einen ungünstigen Standplatz hinweisen kann. Der Volkseigene Wabenbau zeigt dem Imker das Wohlbefinden der Bienen an.”

Thomas Seeley erforschte, dass Bienen ihre Nektartracht bevorzugt bis 1.6km im Umkreis aufsuchen, aber auf bis zu 6km Luftlinie ausweichen können. Grosse Wasserflächen sind sehr gebietseinschränkend für den Honigertrag oder die Volksversorgung.

Zwei Völker zu vereinen ist tabu, Königinnen zuführen wird nicht praktiziert, kein Drohnenschnitt. Die Volkserweiterung wird nach unten ermöglicht mit Einschlupfloch unten, Honigräume werden oben aufgesetzt. Das Dach ist mit einem Isolierfach versehen und hat kleine Luftabzugsschlitze. Vom Mass her ist die Warrè-Beute mit 30x30x21cm die bevorzugte und Bienen gerechteste Beute.