Baumhöhlen

Baumhöhlen und wie sie entstanden sind

Einst, ehe die Bienen domestiziert wurden, waren Bienen auf Höhlen angewiesen und bevorzugten Baumhöhlen.

Hat der Imker sich schon einmal gefragt, wie diese Baumhöhlen überhaupt entstanden sind? Der Förster Peter Wohlleben bringt Licht ins Dunkel mit seinem Buch “das geheime Leben der Bäume” im Kapitel Sozialer Wohnungsbau.

Es ist nicht der abgestorbene Baum, der durch Vermorschung ausgehöhlt wird, sondern es sind kerngesunde Bäume, die für eine geeignete Spechthöhle herhalten müssen.

Der Specht sucht sich immer dicke Bäume aus, die schon ein hohes Alter haben. Hier bohrt und hackt er ein Loch durch die dickwandige Rinde, bis er durchs Periost ins Holz vorgedrungen ist. Er wäre überfordert, eine komplette Höhle in gesundes Holz zu hacken und lässt darum Pilze für sich arbeiten. Die Pilzsporen, die überall in der Luft schweben, haben nur auf eine solche Gelegenheit gewartet, sie dringen ein, bilden Myzele und zersetzen das Holzgewebe. Der Specht hat im nächsten Jahr ein Leichtes, das kranke mürbe Holz in Spänen herauszuhacken. Selbst wenn der Baum versucht hat, das Loch zu verschliessen, kann der Specht das zarte Jungholz wieder aufhacken. Eines Tages ist es dann so weit, dass er sein Nest beziehen kann. Er verfährt so mit mehreren Höhlen gleichzeitig, denn in einer Höhle schläft er, in der anderen wird gebrütet: Der Specht liebt den Tapetenwechsel. Jedes Jahr werden die Höhlen aufgefrischt, denn der Pilz ist nicht zu stoppen, er frisst sich weiter in die Tiefe und verwandelt das Holz in feuchten Mulm. So wird die Höhle immer grösser und ist schlussendlich zu tief, sodass die jungen Spechte zur Fütterung nicht mehr hinauf ans Loch gelangen würden. Dann wird die Höhle von Eichhörnchen oder Fledermäusen genutzt. Ist das Einflugloch gross genug, kann auch schon einmal ein Uhu Besitz von der Höhle nehmen. Da der Pilz einmal Fuss gefasst hat, schreitet die Aushöhlung des Baumes stets weiter, unterstützt von Holzameisen, die mit Holzfasern ihr Nest bauen. Den Honigtau, den sie von den Blattläusen aus dem Nadel- und Blattwerk sammeln, brauchen sie auch zum Auskitten ihrer Gänge und bieten so dem Pilz neue Nahrung. Auch zahllose Käferarten wissen den Mulch für sich zu nutzen und bleiben ortsansässig. Der Kot der Fledermäuse und Eulen fällt in die Tiefe und der Mulm wird so mit Nährstoff angereichert. Davon leben wieder andere Insekten. Ein wahres Ökosystem gräbt sich immer weiter in die Tiefe. Der Baum kann dem allen bis zu 100 Jahren Stand halten, nur ein Sturm bringt ihn dann zum Umfallen.

Bei all dieser Konkurrenz um die Höhle gelang es auch der Biene, von der Höhle Gebrauch zu machen. Eine Baumhöhle war sicher einer Felshöhle vorzuziehen. Da es früher riesige Waldgebiete gab, werden die Bienen keine Wohnungsnot gekannt haben.

Was aber ist der Vorteil einer Baumhöhle für Bienen? Alte Bäume haben eine dicke, isolierende Rinde, die es ermöglicht, die Temperatur stets auf dem adäquaten Stand, ohne grosse Anstrengungen, zu halten. Da die kalte Luft fällt, kann sie bei Bedarf am Eingang hineingefächelt werden, sodass die Luftzirkulation mit aufsteigender Warmluft in Gang kommt. Eine Baumhöhle ist rundum abgeschlossen und nur die Eingangspforte muss bewacht werden. Holz leitet Klopfgeräusche ausgezeichnet, das beweisen unsere Musikinstrumente, die aus Holz gebaut sind. Wenn ein Bär oder Marder sich am Stamm zu schaffen macht, können die Bienen die Geräusche wahrnehmen und sich gleich in Alarmbereitschaft begeben. Auch ein Raub des Honigs ist durch die kleine Öffnung nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Der Bücherskorpion, der mit der Biene in Symbiose lebt, findet zu seiner Entfaltung in den Holz -und Rindenritzen eine optimale Möglichkeit sich zu vermehren (Spaltenbewohner), aber auch gute Nahrungsbedingungen, indem er den Bienen die Parasiten, dazu gehört auch die Wachsmotte, abliest und frisst. Ferner tummeln sich im Gemüll, das sich in der Tiefe der Höhle ansammelt, viele Organismen, die ihm zur Nahrung dienen.

Der Baum vermag durch den Saftstrom vom Boden zur Krone hinauf ins Blätterdach und zurück die für die Bienen notwendigen Erdstrahlen weiter zu leiten und gleichbleibende Temperaturen im Innern zu halten. Ebenso bleibt die Luftfeuchte konstant und bildet keinen Schimmel, da die natürlichen Höhlenholzwände eine Schwammfunktion haben.

Schlussfolgerung:

Wenn man sich also den Urwohnungsbau der Bienen genau vergegenwärtigt, sollte man eigentlich zu dem Entschluss kommen, dass unsere Beuten zum Wohl der Bienen diesen Erkenntnissen angepasst werden sollten. Der Zugang zur Höhle befindet sich stets oben oder mittig zum Hohlraum, folglich könnten unsere Beuten ebenfalls von oben her den Zugang erhalten. Es verlangt die Bienen nicht nach einer neuen Klotz- oder Kugelbeute, sondern man könnte sich überlegen, die vorhandenen Beuten anzupassen, zum Beispiel besser zu isolieren (siehe Artikel Langstroth-Magazin Modifikation).