Ich erfasse hier in diesem Bericht „Vom Kanonendonner bis zur Friedenstaube“ die Zeitspanne von meiner Geburt 1941 an bis zum Ableben meines Vaters 1992. Mit Kanonendonner fing mein Leben an und mit dem Ableben eines friedvollen und von Spiritualität durchdrungenen Vaters schließt das Buch. Die Zeit vor meiner Geburt schildere ich aus Briefen und der Erinnerung meiner Eltern. Die Epoche, in die ich hineingeboren wurde, hat in der Technik, auf zahlreichen Gebieten der Medizin, in Hoch- und Tiefbau, Weltraumforschung, Energie, Elektronik und Transport einmalige Errungenschaften erzielt. Das Deutsche Wirtschaftswunder, die bemannte Raketenlandung auf dem Mond, und die erste Herztransplantation waren Meilensteine dieser Zeit. Aber besonders die Erfindungen im Bereich der Übertragung von Bild und Ton lassen noch heute Zeitzeugen zu Wort kommen.

Nach der Schreckenszeit des Krieges sehnten sich viele Menschen nach Trost, Geborgenheit und Vergebung in Gott. Die auftauchenden Fragen aber nach dem Warum, dem Woher und Wohin, die von der geschockten Kirche nicht beantwortet werden konnten, ließen Suchende andere Quellen finden. Es entstanden Weltverbesserungsideen und Idealisten schlossen sich zusammen, gruppierten und organisierten sich. Die Menschheit wurde weltoffener. So änderte auch mein Vater seine religiösen Anschauungen und damit auch seine Weltanschauung, was ihm zu einem tiefen Seelenfrieden gereichte und der Aussöhnung mit sich selbst. Nebenbei half ihm dieser Wandel erst noch in seiner sprachlichen Forschung und machte viele historische Entschlüsselungen möglich.

Revolutionierend wirkte der Computer, unverzichtbar wurde das Handy zur Kommunikation, Speicherchips, medizinische Wundergeräte und vieles mehr sind alles Erfindungen, die heute nicht mehr wegzudenken sind, die jedoch noch nicht in meiner Kindheit existierten. Wir wuchsen so ganz anders auf und davon zu erzählen, ist mir ein Bedürfnis. Mit Staunen und Spannung wuchs meine Generation jedoch sukzessiv in diese neue Nachkriegswelt hinein und machte sich alle neuen Errungenschaften zu nutze. Der handliche, praktikable Computer vereinfacht mir heute das Niederschreiben meiner Memoiren und meine Enkel helfen mir dabei, meine Anwenderkenntnisse stetig zu erweitern. Der heutige Mensch kann sich kaum vorstellen, wie bescheiden man damals zu leben hatte und trotzdem zufrieden war, auch nicht, wie sehr die Menschen seelisch durch den Krieg aufgewühlt wurden und litten. Darüber berichtet meine Mutter in ihrem Tagebuch eindringlich und eindrücklich.

Mein Vater schrieb seinerzeit seine zahlreichen Bücher noch mit dem Zehnfingersystem auf der mechanischen Schreibmaschine. Virtuos, gleich eines berühmten Pianisten, glitten seine Finger mit Geschicklichkeit über die Tasten.

Nebst diesem anvertrauten, dokumentarischen Berg an gesammelten Unterlagen war mir mein gutes Erinnerungsvermögen sehr hilfreich, sowie auch die mündlichen Ergänzungen meiner drei älteren Geschwister. Alle im Buch verwerteten Unterlagen sind authentisch, nichts ist meiner Fantasie entsprungen. In dieser Niederschrift sind hauptsächlich zwei Leben miteinander verflochten. Das historisch, wissenschaftlich und religiös geprägte Leben meines Vaters mit seinem Großen Sprachschatz und seiner Herzensgüte, die ihres Gleichen sucht, und mir, seiner jüngsten Tochter, die das tägliche Leben inmitten eines gediegenen Akademikerhauses in anfänglicher Armut und Angst erlebt und doch frei heranwächst, liebevoll gefördert durch die Eltern.

Wahrlich ein glückliches, inhaltreiches Erdendasein wurde mir geschenkt und ermöglicht!

Eine große Dankbarkeit all den Menschen gegenüber, die mein Leben in so wundervoller Weise geführt und mich mit Liebe umsorgt haben, bleibt in meinem Innern auf ewig verankert.